Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Flandrischer Fasching<br />
In Flandern geht immer Wind, im Krieg wenigstens<br />
war es so, ich erlebte es nie anders. Und<br />
durch Flandern laufen viele Landstraßen, und die<br />
beiden Seiten dieser Landstraßen säumen hohe<br />
Bäume, Pappeln natürlich, und der Wind beugt<br />
die Pappeln, daß sie nach vorn geneigt, wie Bittende,<br />
unter dem wolkenverhangenen Himmel<br />
stehen. Und einmal sah ich im Wind vier Männer<br />
eine Bahre auf einer dieser Landstraßen tragen –<br />
aber das gehört jetzt nicht hierher, das ist kein<br />
rechter Anfang für diese Geschichte, davon will<br />
ich erst am Schluß sprechen. Weg also Landstraßen<br />
und Pappeln, und einen anderen Schauplatz<br />
her!<br />
Jeder feste Tritt wirbelte modrige Staubwolken<br />
auf, und da wir nicht gewohnt waren, leise aufzutreten,<br />
unsere genagelten Stiefel waren auch nicht<br />
dazu angetan, so hing wie Rauch der Staub in der<br />
Luft. Der kleine, zierliche Reismüller, aufgeregt<br />
wie immer, eine tapfere Zappelpuppe mit einem<br />
weißen Knabengesicht, schrie: »Legts euch doch<br />
endlich hin!« Seine helle Befehlsstimme, auf die<br />
er, der ehemalige Unteroffiziersschüler, so stolz<br />
war, fuhr wie ein scharfer Peitschenschlag durch<br />
den Saal. Aber es nützte natürlich nichts, es gehorchte<br />
ihm niemand, und er hatte hier und jetzt<br />
auch gar nichts zu befehlen.<br />
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