04.12.2012 Aufrufe

Georg Britting Die Windhunde

Georg Britting Die Windhunde

Georg Britting Die Windhunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Flandrischer Fasching<br />

In Flandern geht immer Wind, im Krieg wenigstens<br />

war es so, ich erlebte es nie anders. Und<br />

durch Flandern laufen viele Landstraßen, und die<br />

beiden Seiten dieser Landstraßen säumen hohe<br />

Bäume, Pappeln natürlich, und der Wind beugt<br />

die Pappeln, daß sie nach vorn geneigt, wie Bittende,<br />

unter dem wolkenverhangenen Himmel<br />

stehen. Und einmal sah ich im Wind vier Männer<br />

eine Bahre auf einer dieser Landstraßen tragen –<br />

aber das gehört jetzt nicht hierher, das ist kein<br />

rechter Anfang für diese Geschichte, davon will<br />

ich erst am Schluß sprechen. Weg also Landstraßen<br />

und Pappeln, und einen anderen Schauplatz<br />

her!<br />

Jeder feste Tritt wirbelte modrige Staubwolken<br />

auf, und da wir nicht gewohnt waren, leise aufzutreten,<br />

unsere genagelten Stiefel waren auch nicht<br />

dazu angetan, so hing wie Rauch der Staub in der<br />

Luft. Der kleine, zierliche Reismüller, aufgeregt<br />

wie immer, eine tapfere Zappelpuppe mit einem<br />

weißen Knabengesicht, schrie: »Legts euch doch<br />

endlich hin!« Seine helle Befehlsstimme, auf die<br />

er, der ehemalige Unteroffiziersschüler, so stolz<br />

war, fuhr wie ein scharfer Peitschenschlag durch<br />

den Saal. Aber es nützte natürlich nichts, es gehorchte<br />

ihm niemand, und er hatte hier und jetzt<br />

auch gar nichts zu befehlen.<br />

138

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!