Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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So verging der Sommer, der Herbst kam, ein<br />
früher und kalter Herbst, und der Oktober brachte<br />
schon Schnee. <strong>Die</strong> Fremden saßen längst wieder<br />
in den großen Städten. An einem weißen Februarmorgen<br />
kam aus der Küche ein dünnes, zartes<br />
Winseln, wie von jungen Katzen, wie von jungen<br />
Katzen, denen die Augen noch verklebt sind, kurz<br />
zuerst, stoßweise, und dann ging das Winseln in<br />
ein langes, fadengleich sich hinziehendes zittriges<br />
Weinen über. Türen schlugen auf und zu, Frauenstimmen<br />
wisperten aufgeregt, der Boden knackte,<br />
das Winseln vertröpfelte, aber in Pausen meldete<br />
es sich immer wieder, hoch und fast wie triumphierend<br />
jetzt. Nicht junge Katzen lagen im Stoffrestenest<br />
auf der Ofenbank, nein, der Monika ein<br />
Kind im Arm. <strong>Die</strong> Witwe weinte und jammerte,<br />
während sie Windeln wusch und Krankensuppen<br />
kochte, knurrte böse die Tochter an, während sie<br />
ihr die Kopfkissen zurechtschüttelte, schrie zornig<br />
auf die Ungeratene ein, die bleich und matt im<br />
Bett lag und stumm alles über sich ergehen ließ.<br />
Der Vater war weit, weit in Amerika, über dem<br />
großen Wasser drüben, wie sollten sie dahinkommen?<br />
Leute, die John Smith hießen, gab es<br />
viele, Johann Schmidt: wie häufig ist der Name!<br />
und wie groß ist New York, groß und unabsehbar!<br />
Nach kurzem Bemühen gaben es die beiden<br />
Frauen auf, den Mann zu finden, der wohl nicht<br />
einmal ahnte, wenn er durch die schwarzen Wolkenkratzerschluchten<br />
hastete, daß in einem grü-<br />
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