Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Lästerliche Tat<br />
In der Stadt an der Donau steht ein großer gotischer<br />
Dom, mit zwei Türmen, grauen Steintürmen,<br />
von den Domdohlen umlärmt. Im Juli, im<br />
August, an heißen Tagen, wenn der Himmel wolkenlos<br />
blau ist, und das war er oft, damals, in unserer<br />
Knabenzeit, so scheints mir heut, so war er<br />
im Sommer fast immer, gabs nichts Hitzigeres als<br />
den Domplatz. Von den Pflastersteinen stieg kochende<br />
graue Luft empor, und der Dom mit seinen<br />
beiden Türmen blendete so sehr, daß man zu<br />
den Dohlen, die oben die Kreuzblumen mit Geschrei<br />
umflogen, nicht hinaufzuschauen wagte,<br />
weil es den Augen zu wehe tat. Man brauchte<br />
auch nicht hinaufzuschauen, die Dohlen waren<br />
da, man hörte ihre unruhigen Rufe. Wir saßen auf<br />
den Steinstufen des Doms, die brannten uns fast<br />
Löcher in die Hosen, und wenn uns die Hitze zu<br />
arg wurde, flüchteten wir ins dunkle Dominnere,<br />
da war es kalt, zum Schaudern, die dunkelbraunen,<br />
fast schwarzen Holzbänke glänzten matt,<br />
durch die farbigen Fenster fiel buntes Licht, es<br />
war fast unheimlich, und da gingen wir schnell<br />
wieder auf den sonnenklirrenden Platz hinaus.<br />
Unsere Knabenspiele trieben wir am Dom,<br />
Räuber und Gendarmen vor allem. Da gab es viele<br />
Ecken und Winkel, sich zu verstecken, Erker und<br />
Bogengänge, Türnischen und Pfeilerschatten. Ein-<br />
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