Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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und ließ sie wieder in den Korb fallen, wo die Tiere,<br />
weiter schimpfend, sich ins Stroh zu den Kameraden<br />
schmiegten, tief und aufgeregt atmend.<br />
Schon das siebente oder achte gefiel ihm ausnehmend,<br />
er fragte, mehr mit den Händen als mit<br />
Worten, nach dem Preis, zahlte und nahm das Tier<br />
zärtlich auf die Arme, um es zum Metzger zu tragen.<br />
Es lag so rosig auf seinen Ärmeln, daß er der<br />
Versuchung nicht widerstand, es zu streicheln,<br />
aber das bekam ihm schlecht. Das Ferkel zappelte<br />
wütend, er stolperte, fiel, das Tier war frei und<br />
hell rufend raste es davon, Ringelschwanz hoch,<br />
schnell wie der Blitz, ohne sich umzusehen. Der<br />
Herr Rancourt lief hinterdrein, feurigen Auges,<br />
säbelbeinig, und das Ferkel war schon um die<br />
nächste Ecke. Der Franzose fluchte, fluchte alle<br />
gewalttätigen und abscheulichen Flüche seiner<br />
Soldatenzeit, bog um den Prellstein, war in der<br />
Seitengasse, aber das Ferkel war nicht mehr zu<br />
sehen. Quiekte es nicht fern zärtlich und lockend<br />
und höhnisch? Aber zu erblicken war es nicht,<br />
nur ein <strong>Die</strong>nstmädchen kam ihm entgegen. Er<br />
wollte es fragen, ob es dem Ausreißer nicht begegnet<br />
wäre, aber damals, 1872, da war er erst<br />
knapp über ein Jahr in der Stadt und konnte nur<br />
wenig Deutsch, und er war auch zu aufgeregt, um<br />
sich die Frage sauber zurechtzulegen, und so<br />
schrie er zappelnd, mit drehenden, malenden, erklärenden<br />
Handbewegungen ergänzend, was ihm<br />
an Worten fehlte, so trompetete er aufgeregt der<br />
<strong>Die</strong>nstmagd etwas zu und das war so: »Fräulein,<br />
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