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Georg Britting Die Windhunde

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Der Tod des Don Quichotte<br />

Don Quichotte saß im Sterbestuhl. Sein kahlgefreßner<br />

Vogelkopf zitterte auf dünnem Hals, dessen<br />

Adamsapfel unruhig auf und ab stieg. <strong>Die</strong><br />

Schnurrbartspitzen waren sorgfältig gewichst und<br />

stachen starr und schwarz wie Lanzen in die Luft.<br />

Nur wenn er die Oberlippe greinend verzog, bebten<br />

sie hilflos. <strong>Die</strong> halberloschenen Augen rannten<br />

über den Stubenboden wie vergiftete Mäuse.<br />

In den Mundwinkeln klebte getrockneter Schleim.<br />

Frau Avrikos, die Wirtin, bereitete in der lärmenden<br />

Küche Pasteten. Das Knallen des platzenden<br />

Fettes donnerte durch den Raum. Don Quichotte<br />

hatte das Kinn auf die Brust gesenkt. Seine mageren<br />

und ungewaschenen Hände lagen auf den<br />

Lehnen des Sessels. Seine Gedanken waren schon<br />

nicht mehr bei ihm. Sie hatten sich von seinem<br />

Befehl gelöst wie meuternde Truppen. Sie führten<br />

einen Feldzug auf eigene Faust. Sie wogten hin<br />

und her, kämpften geschlossen und aufgelöst,<br />

drangen vor und zurück, stritten im Nahkampf<br />

und schossen mit Pfeilen. Er war nicht mehr als<br />

ein unbeteiligter Zuschauer. Wenn er den Unbotmäßigen<br />

Richtung geben wollte, schien es einen<br />

Augenblick lang, als folgten sie seiner Weisung,<br />

als setzten sie sich in Marsch auf vorgezeichnetem<br />

Weg. Aber bald schwenkten sie in Kolonnen wieder<br />

ab und führten Bewegungen aus, die er nicht<br />

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