Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Mit Alma und den andern Mädchen kam sie gut<br />
aus. Wenn es Sekt gab, trank sie mäßig und sparte<br />
mit den Zigaretten. Mit kleiner Stimme sang sie<br />
Lieder zur Laute, schlichte und ein wenig rührselige<br />
Lieder, aber auch freche sang sie, sogar abscheuliche,<br />
wenn man es verlangte. <strong>Die</strong> schlimmen<br />
Worte sprangen von ihren Lippen, und sie<br />
lächelte kindlich.<br />
Wenn ein Gast mit ihr nach oben zu gehen<br />
wünschte, schritt sie ihm rasch voraus. Der erste<br />
Kunde, mit dem sie den Gang antrat, war ein ruhiger<br />
Herr mit grauen Schläfenhaaren, der nicht<br />
sehr erstaunt war, als sie zwar seinen<br />
Zwanzigmarkschein mit gelassener Hand in ihr<br />
schwarzes Ledertäschchen senkte, aber ihn dann<br />
mit leiser Stimme bat, nichts zu fordern, was ihre<br />
Ehre verletzen würde. Er blieb eine halbe Stunde<br />
bei ihr, plauderte von diesem und jenem und ging<br />
wieder voll Freundlichkeit.<br />
Der Arbeiter dann, dessen zerknitterter Schein<br />
in ihr Täschchen wanderte, brauste zuerst auf und<br />
sprach von Betrug, als sie sich ihm verweigerte.<br />
Auch ihn entwaffnete ihre Sanftmut, und er verließ<br />
sie mit dem Gefühl, an einer Ungehörigkeit<br />
verhindert worden zu sein.<br />
So gelang es ihr mit allen. Von jedem nahm sie<br />
Geld, und keinem gewährte sie mehr als den<br />
Glanz ihrer kastanienrunden, ein wenig, ein winziges<br />
wenig tiefliegenden Augen und ein Streicheln<br />
mit leichter Hand. Nun darf man nicht sagen,<br />
daß es sonderbar um das Haus am Strom<br />
45