Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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An mir vorbei schoß der kleine Reismüller,<br />
schon feldmarschmäßig hergerichtet, den Helm<br />
auf dem Kopf, den Sturmriemen um das Kinn,<br />
den Tornister auf dem Rücken, als habe er so, in<br />
voller Ausrüstung, geschlafen. <strong>Die</strong> Lampen an der<br />
Decke glänzten matt im Dunst. Mitten im Getümmel<br />
stand mit weißem Gesicht der Offiziersstellvertreter<br />
Ketteler und schrie mit überschnappender<br />
Stimme: »Gewehr in die Hand nehmen<br />
und auf die Straße!«<br />
Geschrei und Staub und Aufregung. Farblose<br />
Augen im sommersprossigen Gesicht, stand unschlüssig<br />
einer, das Gewehr am langen Riemen<br />
über die Schulter gehängt, und mit der linken<br />
Hand streichelte er die Wand, zärtlich und wie<br />
abschiednehmend. <strong>Die</strong> Verzauberung war ihm<br />
geschehen, deren wir uns alle in schlimmen Stunden<br />
erwehren mußten. Und er war ihr jetzt gänzlich<br />
verfallen, sah man an seinem ratlosen und<br />
furchtsamen Gesicht. Der kahle, staubige, ungemütliche<br />
Saal hatte sich ihm in eine lauwarme,<br />
rosigbeglänzte Höhle verwandelt, und die harten<br />
Bretter des Bodens, auf denen er eben noch geschlafen<br />
hatte, lockten ihn wie weiche, schwellende<br />
Polster. Auf ihnen liegenbleiben dürfen bis<br />
zum jüngsten Tag: wie schön wäre das! Ja, nur<br />
hier so stehenbleiben dürfen, und die Wand streicheln:<br />
welch ein Glück! Er seufzte, und dann sah<br />
er auf, sah ein paar verspätete Männer zur Tür<br />
hasten, die ihn gar nicht beachteten, genug mit<br />
sich selber zu tun hatten, sah in ihr trauriges und<br />
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