Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
entzündete niemand mehr. Es waren eben doch<br />
keine Kerzen, sondern wächserne Leichen.<br />
Als der schweinezüchtende Angestellte merkte,<br />
daß das Pulver den Tieren gut bekam, ließ er es<br />
von einem Mann der Wissenschaft in seine Bestandteile<br />
zerlegen, um hinter das Geheimnis der<br />
Wirkung zu kommen. Das gelang leicht, und der<br />
Züchter war unternehmend genug, die Herstellung<br />
und den Vertrieb in die Hand zu nehmen.<br />
Das Geschäft ging glänzend, er war in zehn Jahren<br />
ein reicher Mann, ließ mächtige Schlöte rauchen<br />
und baute sich ein schloßähnliches Haus in<br />
einem alten Garten.<br />
Und während eine fette Sau grunzend am Trog<br />
steht und ihre rosafarbene Schwarte in der Sonne<br />
glänzt und sie schlappend und schlampend und<br />
schlürfend ihre Abendsuppe säuft, protzt am Ufer<br />
der Donau die Fabrik, der Wind trägt Ruß und<br />
Rauch über den Strom, hinüber zu dem kleinen<br />
Haus, das sich im grünen Wasser spiegelt und<br />
ungerührt vom Giebel den herausfordernden und<br />
einfältigen Satz plappern läßt, der für das Haus ja<br />
wohl seine Richtigkeit hatte, einstweilen wenigstens,<br />
wenn auch nicht für seine am Selbstmörderfriedhof<br />
modernden Bewohner. Aber so wirksam<br />
ist keine Formel, wie sie auch laute, solche Zauberkraft<br />
haben Worte nicht, wie sollte das auch<br />
sein! wie heidnisch wäre das! daß sie allein schon<br />
genügten, vor Leid und Schuld zu bewahren! Sie<br />
mußten es jetzt wissen, die Gott verlassen hatte,<br />
vielleicht, so scheints, aber was begreifen schon<br />
87