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Georg Britting Die Windhunde

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Das Fest der Vierhundert<br />

Am roten Morgen des Fronleichnamstages erschlugen<br />

die meuternden Sträflinge den General<br />

und die Offiziere. Neruda, der Anführer, ließ<br />

Branntwein verteilen und gab die weißhäutigen<br />

Frauen frei. Sie erlagen der tödlichen Umarmung<br />

der Vierhundert. Taumel und Tanz der Befreiten<br />

wandelte sich in Verzweiflung, als gegen Mittag<br />

vier königliche Segler in Sicht kamen. <strong>Die</strong> Wut<br />

der Ruderknechte sprang wie ein böses Tier Neruda<br />

an. Sie würgten ihn, spieen ihm ihre Galle ins<br />

Gesicht und banden ihn am Maste fest. Auf den<br />

Knieen und mit erhobenen Händen heulten sie<br />

den Soldaten des Königs entgegen. Spangen<br />

schlossen sich wieder um Knöchel, die einen halben<br />

Tag mit blassen Ringen gelöster Fesseln geprahlt<br />

hatten. Achtundvierzig Stunden später liefen<br />

die Schiffe den Hafen der Hauptstadt an und<br />

schon nach weiteren drei Tagen wurde an den<br />

Meuterern das Strafgericht vollzogen. Auf dem<br />

großen Platz hatte man zehn Galgen aufgerichtet.<br />

<strong>Die</strong> Häuser waren zum Fest geschmückt. Girlanden<br />

wanden sich und Kränze. In den Fenstern lag<br />

das Volk und brüllte vor Ungeduld. Der König<br />

selbst hatte mit kleinem Gefolge auf einer Estrade<br />

Platz genommen. Er naschte von südlichen<br />

Früchten, die in einer geschliffenen Schale vor<br />

ihm standen. Damen des Hofes entfalteten klir-<br />

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