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Georg Britting Die Windhunde

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mal schnell ins Dunkle, löschte das Lämpchen<br />

noch einmal.<br />

Aber das war das letzte Mal, daß wir es taten.<br />

Wir gingen an diesem Nachmittag über die steinerne<br />

Brücke, gingen donauaufwärts, bis das<br />

Weidendickicht begann. Hans, der sehr geschickt<br />

war, schnitzte sich eine Weidenflöte, wir lagen im<br />

Gras, über uns der blaue Himmel. Und dann begann<br />

Hans zu blasen auf seiner Flöte:<br />

68<br />

Schön ist die Jugend,<br />

Sie kommt nicht mehr.<br />

Sie kommt nicht mehr zurück . . .<br />

Bis zum Abend lagen wir, und Hans blies immer<br />

wieder dieses Lied, und wir Fünfzehnjährigen<br />

waren traurig und spürten, daß wir einmal<br />

würden Greise sein, weißhaarig, knöchelschwach<br />

und von Erinnerungen angefüllt. Und wie das<br />

einst sein würde, alt sein, müd sein und auf seine<br />

Jugend zurückschauen, das nahmen wir uns jetzt<br />

schon vorweg, dieses Greisengefühl, dieses abendsüße<br />

- aber wie war das unterbaut von dem triumphierenden<br />

Wissen, daß wir noch jung, jung, o<br />

wie jung waren, fünfzehnjährig waren, während<br />

wir komödiantisch sangen und bliesen:<br />

Drum sag ichs noch einmal<br />

Und sag es tausendmal:<br />

Schön ist die Jugend,<br />

Sie kommt nicht mehr!

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