Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Nacht verstummten nicht, ein Vogel schwirrte<br />
durchs Gezweig, im Blau schwamm der Mond,<br />
und die Rücken der Berge waren wie gewölbte<br />
Tierleiber, warm und sinnlich. Der schiefnasige<br />
Herr sprach schnell und erregt, und als sie vom<br />
Besuch des Vetters erzählte und von seinem Bedauern,<br />
ihn nicht angetroffen zu haben, horchte er<br />
kaum recht hin. Der werbende Klang seiner Worte<br />
setzte sie in leichte Verlegenheit, und als er ihr<br />
das Handgelenk küßte, und das hatte er lang nicht<br />
mehr getan, und sie seine Lippen beben fühlte,<br />
wußte sie, daß er die Nacht bei ihr zubringen<br />
würde. Sie hätte am liebsten »Nein« gesagt, aber<br />
das erschien ihr lächerlich, und womit hätte sie<br />
die Weigerung auch begründen sollen, und so<br />
verbarg sie ihre Unruhe und ging lächelnd, und<br />
daß sie dabei stolperte, war nur eine Ungeschicklichkeit,<br />
warum gab sie nicht besser acht? an seinem<br />
Arm die Treppe zu ihren Zimmern hinauf.<br />
Als am andern Morgen, sie saßen beim Frühstück,<br />
das Rudel der <strong>Windhunde</strong>, aus dem Zwinger<br />
entlassen, Freudentänze vor ihnen aufführte,<br />
johlend, im Spiel nacheinander schnappend, als da<br />
Rubin in wütender Zärtlichkeit dem langentbehrten<br />
schiefnasigen Herrn die Pfoten auf die Brust<br />
setzte und ihm den heißen Atem ins Gesicht stieß,<br />
und der scherzend sagte: Nun, mein Guter, erzähl!<br />
Was war alles los, seit ich weg war? war Maria<br />
rasch aufgestanden, verwirrt und erschrocken.<br />
Und als sie ihren Mann bat, Rubin töten zu lassen,<br />
und ihn bat, sie nicht nach dem Grund zu<br />
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