Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Feindschaft, wo das Blut versöhnt klopfen sollte.<br />
Er erschlug ihn tausendmal im Spiel, in schlafgemiedenen<br />
Nächten hinter halbgeschlossenen Augen.<br />
Er stürmte mit beiden Fäusten gegen ihn und<br />
flatterte ins Leere. Finger faßten nicht Fleisch,<br />
erstickten im zäh nachgiebigen Saft. Seine Mannheit<br />
pantschte gegen Schlamm. Kantige Stirn donnerte<br />
nicht gegen gleiche Wölbung. Süße Mundwinkel<br />
reizten ihn. Er erschlug ihn, den Gott<br />
liebte. Er haßte Gott. Gott, der den wirbelnden<br />
Rauch von Abels Opfer gerne roch. Er traf Abel<br />
und hoffte Gott zu treffen. Ihn, der das Bürschchen,<br />
das Jüngferlein Abel zum Bild sich geschaffen.<br />
Zum Gleichnis. Zum Freund. Zum Bruder.<br />
Zum Sohn. Zu seinem weißumhäuteten Selbst. So<br />
erschlug Kain den Abel, im Aufruhr des ewig<br />
Andern, in riesiger Flamme zerbrannt.<br />
Kain blieb im Wald wohnen. Er schnitzte sich<br />
Pfeile aus dem harten Holz der Eschen. Er jagte<br />
den Hirsch, fing die Fische mit der Hand und<br />
nahm die Eier aus den schwanken Nestern. Er<br />
trug in die Höhle Moos und dürres Laub, darauf<br />
zu schlafen. In einer schwülen Nacht stieg er über<br />
das Gebirge und stahl im fremden Tal ein Kind.<br />
Das Mädchen wuchs auf ohne Erinnerung an<br />
Menschen, von denen es stammte. Sie briet Kain<br />
die Vögel, bereitete sein Lager und schlief bei ihm.<br />
Wenn er die hohen Brauen runzelte, duckte sie<br />
ergebene Schultern. Sie wusch ihm die Füße und<br />
ertrank im Meer seiner Augen. Er lehrte sie, ihm<br />
Opfer zu bringen, Tiere und seltene Früchte.<br />
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