Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Kapelle, man sah anfangs nicht viel, wenn man aus<br />
der Sonne in das Steindämmernde trat, wir knieten,<br />
und da stand ich auf, trat schon einen Schritt<br />
auf das Lämpchen zu, sah nach rechts und sah,<br />
daß dort ein Mann im Schatten stand und mit<br />
großen schwarzen Augen mich fest ansah. Ich<br />
erstarrte. Das war der Wächter, der Aufpasser, der<br />
Lauerer. Ich glitt schnell in die knieende Stellung<br />
zurück. Hans hatte jetzt den Mann auch gesehen.<br />
Wir rührten uns nicht, ich fühlte den starren Blick<br />
des Mannes in meinem Rücken. Nun war alles<br />
aus. Sofortige Entfernung von der Schule, Schande,<br />
Gefängnis, Schmach ohne Maßen, es war entsetzlich!<br />
Vor mir flimmerte das rote, gnädige<br />
Lichtlein. Da begann ich inbrünstig zu beten. Zu<br />
flehen, daß diesmal noch alles gut vorbeigehen<br />
möge, daß der Fremde kein Spion solle sein, daß<br />
er, wenn er einer sei, für diesmal noch möge Gnade<br />
für Recht ergehen lassen! Fordernd, stürmisch<br />
fordernd betete ich, alle Glaubenskraft holte ich<br />
aus mir heraus zum rettenden Gebet. Und das<br />
Lämpchen vor mir zuckte bald höhnisch: Nein!,<br />
bald brannte es still und tröstlich und sagte: Ja!<br />
Minutenlang war das so, es war wie ein Rausch,<br />
und da ging der fremde Mann, nachdem er das<br />
Kreuz geschlagen hatte.<br />
Wir warteten noch eine Weile. Dann gingen wir<br />
zur Tür. Niemand war zu sehen. Es war irgendein<br />
Beter gewesen, kein Spion, ein Mann ohne jeden<br />
Argwohn, ein Frommer. Da glitt Hans noch ein-<br />
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