Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Mann, kein böser, alter Mann. <strong>Die</strong> Nase saß ihm<br />
schief im Gesicht, das war nicht lächerlich, es sah<br />
verwegen aus und hochmütig und so lustig, daß<br />
jedem das Kichern im Hals erstickte.<br />
In wichtigen Geschäften reiste der schiefnasige<br />
Herr nach Verona. Das war eine Reise, die er im<br />
Jahre dreimal und viermal und öfter machte, eine<br />
Reise, die zusammenhing mit Weinberg und Geflügelhof,<br />
mit Wald und Saat und Ernte – und<br />
gleichviel, womit sie noch zu tun hatte, er reiste<br />
diesmal wie immer unbefragt und ohne Erklärungen<br />
abzugeben, südwärts der Ebene zu.<br />
Der junge Vetter, der ihn zu besuchen kam, verfehlte<br />
den Gutsherrn. Er kam unangemeldet, der<br />
Herr Vetter Johannes, er kam von einer deutschen<br />
Hochschule zurück, und weil das Gut Pachold<br />
auf seinem Reiseweg lag, machte er ein paar Tage<br />
Rast, drei Tage nur, seine Eltern warteten ja auf<br />
ihn, und diese drei Tage verbrachte er also allein<br />
mit Frau Maria, dem Eheweib des Schiefnasigen.<br />
Es schien in der Folge, daß ihm das gerade recht<br />
sein mochte, daß er den abwesenden Eheherrn<br />
wenig vermißte, gar nicht vermißte sogar, so angenehm<br />
machte es sich zu zweien. Ihm war alles<br />
wie ein Traum, wie ihm auf Pachold geschah, dem<br />
Jungen, und ein wenig träumte auch Frau Maria,<br />
und wußte es sich später nicht zu erklären, wie<br />
alles so rasch gekommen war, am ersten Tag<br />
gleich, und sie hatte es selber, verführt und Verführerin,<br />
so gelenkt. Sie redete sich nicht ein, daß<br />
sie den Vetter liebe, so verlogen war sie nicht. Sie<br />
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