Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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ein stolzes Gesicht, wenn man mich ansah, denn<br />
wenn man in einer Droschke sitzt, in einer Pferdedroschke,<br />
muß man stolz und würdig schauen,<br />
dachte ich, und so tat ichs. <strong>Die</strong> bekannten Straßen<br />
kamen mir so verändert vor, als führe ich durch<br />
eine fremde, reiche, menschenwimmelnde Stadt.<br />
Hier in der Droschke war es so ruhig und still,<br />
der Abgestürzte atmete kaum, und draußen regte<br />
es sich wie in einem Ameisenhaufen. <strong>Die</strong> Fahrt<br />
dauerte lange. Endlich hielt der Wagen, ich konnte<br />
die Tür nicht öffnen, der Kutscher tat es. »Er<br />
wohnt im zweiten Stock«, sagte ich, »der Abgestürzte«,<br />
und der Kutscher ging ins Haus, um die<br />
Unglücksbotschaft zu überbringen, und hieß<br />
mich, bei dem bleichen Bewußtlosen zu bleiben.<br />
Aber kaum war er im Haus verschwunden, lief<br />
ich schnell davon, lief heim, es war nachmittags<br />
um vier Uhr, und erzählte daheim nichts von dem<br />
Vorfall, blieb den Rest des Tages still auf meinem<br />
Platz. Wie war meine Mutter erstaunt über ihren<br />
willigen und ruhigen Sohn, der sanfte Spiele spielte<br />
und sich nicht rührte und der sich möglichst<br />
unauffällig zu machen suchte, wie nicht vorhanden.<br />
Der Sturz war übrigens harmlos, erfuhr ich am<br />
andern Tag, und davon wollte ich ja auch gar<br />
nicht erzählen, sondern von einem späteren<br />
Abenteuer, das ich am Dom erlebte, als ich schon<br />
fünfzehnjährig war, fast junge Herren waren wir<br />
schon, mit Stehkragen und Bügelfalten in den Hosen.<br />
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