Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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vorgesehen hatte. Den Rappen, der sich im spanischen<br />
Schritt trug, lenkte er mit goldenen Zügeln.<br />
Es regnete Blumen und junge Mädchen hingen an<br />
seinen Steigbügeln. Der Abendhimmel wölbte<br />
sich schwer herab, als er über Land ritt. <strong>Die</strong> heilige<br />
Jungfrau, gebenedeit sei das Lächeln ihrer Augen,<br />
neigte sich aus Wolken und warf ihm ein<br />
funkelndes Kreuz zu. Hohn umbrandete ihn.<br />
Menschen, Menschen – er wischte ihren Spott von<br />
sich ab wie den Speichel der Ungläubigen. Erzengel<br />
führten sein Schwert. Liebe füllte sein Herz<br />
wie eine feurige Kugel, die schwebend glänzte.<br />
Seine Hände waren gesegnet. Frau Avrikos<br />
kam aus der Küche. Sie sah ihn mitleidig an, wie<br />
er zusammengesunken im Sessel saß, mit feuchten<br />
und eingefallenen Schläfen. Er richtete die Augen<br />
auf sie, erkannte sie aber nicht mehr. Sein Atem<br />
ging in kurzen Stößen und seine Stirn wellte sich<br />
in Falten, die ein heftiger Krampf aufwarf. Sie<br />
beherbergte den Herrn nun schon die sechste<br />
Woche. Sie schlug ein crschrockenes Kreuz. <strong>Die</strong><br />
heilige Barbara mochte wissen, ob er noch eben–<br />
soviele Stunden lebte. Den Quichotte schien zu<br />
schlafen, nur seine Hände waren lebendig. Der<br />
kleine Johannes zerrte am Strick Rocco, den Köter,<br />
in die Stube. Der Hund hatte ein böses und<br />
schielendes Auge, das blutunterlaufen war. Johannes<br />
begann mit dem Tier zu spielen, redete zu ihm<br />
wie zu einem Kinde, riß es am Schwanz, zog an<br />
seinen Ohren, legte ihm schließlich die hohlen<br />
Hände um die Schnauze und blies auf ihnen wie<br />
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