Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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getan, und er fand nichts, der Beamte, und ging<br />
bald wieder.<br />
Herr Full verließ den Laden, stieg die Treppe<br />
empor auf den Dachboden. Nun konnte er den<br />
hohen, schwarzen, spiegelnden Hut nie mehr tragen,<br />
und wenn er fünf Fabriken bauen mußte mit<br />
zehn roten Schlöten, um genug Mastpulver herstellen<br />
zu können. Und der Bürgermeister, der<br />
Gockel, der Pfau, der Truthahn, der ihn nur nachlässig<br />
grüßte, würde kollern und sich spreizen und<br />
plustern und ihn ganz und gar übersehen. Er<br />
knüpfte sich die Waschleine um den Hals, sah die<br />
Säue dreist und feist und rund werden und mit<br />
den Ringelschwänzen wippen. Auf einem schwarzen,<br />
wütenden Eber ritt er ins Jenseits.<br />
Frau Full sah den toten Mann, ließ die Hand<br />
der Tochter nicht los, weinte kaum und zog Magdalena<br />
zum Haus hinaus, zog sie hinter sich her,<br />
immer hinter sich her, wie man ein kläffendes<br />
Hündlein am Lederriemen nachschleift. Feldarbeiter<br />
sahen, wie sie lange am Flußufer irrten. Bis<br />
zu den Knien stand Frau Full plötzlich im Wasser,<br />
mächtig sich sträubend Magdalena im Kies, die<br />
Füße tief stemmend in die lockeren Steine. Aber<br />
Frau Full zog und zog. Sie legten die Hacken und<br />
Rechen hin, die Feldarbeiter, und griffen sich erschrocken<br />
ans Herz. Der Himmel spannte sich<br />
vor ihnen wie die Leinwand im Lichtspielhaus.<br />
Und wie im Lichtspielhaus hörten sie nichts und<br />
sahen nur die schwarzen Figuren und sahen, wie<br />
Frau Full noch einen Schritt nach vorn tat, Mag-<br />
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