Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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und das bewegliche Stäbchen im Wasser noch einmal<br />
sich darboten, so starrten wir voll heftiger<br />
Neugier auf die bunte Spiegelung, um den Mann<br />
selber nicht allzudreist mustern zu müssen. Und<br />
der Leiter der Bürgerschule der Stadt, in der man<br />
natürlich auch die französische Sprache lehrte,<br />
war der Meinung, daß die fremden, schweren<br />
Worte leichter auf die Zungenspitzen der Schüler<br />
zu bringen seien, wenn ein echter, unzweifelhafter,<br />
lebendiger Franzose das versuche – dieser<br />
Bürgerschulleiter also stellte an den Herrn Unterfeldwebel<br />
Rancourt das Ansinnen, einen Lehrposten<br />
für Französisch an der Anstalt zu übernehmen.<br />
Der Herr Rancourt willigte gerne ein,<br />
kehrte nicht mehr in sein Vaterland zurück, blieb<br />
bis an sein Lebensende, und ging eifrig und auf<br />
ein wenig gebogenen Beinen durch die Krummgassen<br />
der Donaustadt, immer noch aber das senffarbene,<br />
das schmetterlingsfarbene Stöckchen<br />
wippend.<br />
Das war damals, erzählte mein Onkel, als es<br />
noch schöner war zu leben, und als dort noch<br />
grüne Wiesen waren und eine Felsenkellerwirtschaft,<br />
wo heute das städtische Pfandhaus steht,<br />
damals, als das braune Bier so dick und honigklebrig<br />
war, daß, wer mit dem Ärmel am Verschütteten<br />
hängen blieb, einen Stofflappen opfern<br />
mußte, um wieder loszukommen. Da lachte mein<br />
Onkel, als er das erzählte, und sagte auch, daß der<br />
Mond, wenn er an Juniabenden über dem Dom<br />
emporstieg, so groß gewesen sei wie ein Wagen-<br />
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