Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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ihm verhaßt war, als vorschriftswidrig und allzu<br />
vertraulich. Aber er wagte auch nicht, es sich zu<br />
verbitten, man hätte ihn nur ausgelacht. Heinrich<br />
lag auf dem Bauch im Graben und wühlte mit der<br />
Hand eine kleine Mulde aus dem Boden. »Gute<br />
Erde, das«, sagte er, »sie bekommt so vieles von<br />
uns zu trinken, allerhand Zeug, von unserm Blut,<br />
von unserer Notdurft auch, brav schluckt sie alles.«<br />
Er grub die Mulde tiefer, ein kleiner, spitzer<br />
Trichter entstand, dessen Wände er mit den Fingerspitzen<br />
glättete. Dann schüttete er aus einem<br />
Feldbecher vorsichtig in den Trichter etwas<br />
Schnaps, der drin wie in einem Sektglas schäumend<br />
und Bläschen werfend stand. »Sie soll auch<br />
davon haben«, sagte er und füllte den kleinen<br />
Trichter wieder mit Erde zu, drückte sie ebnend<br />
fest, daß man die Stelle nicht mehr erkennen<br />
konnte. »Denn heute ist Faschingsdienstag«, sagte<br />
er, »und morgen ist Aschermittwoch!«<br />
Der war morgen und sollte seinem trüben Namen<br />
alle Ehre machen, aber das wußten wir heute<br />
noch nicht, heute, heute tranken wir Schnaps, und<br />
gaben der guten flandrischen Erde davon ab, und<br />
waren lustig und es war Grabenkarneval.<br />
Und wenn ich die Gabe des zweiten Gesichts<br />
hätte, die ich aber nicht habe, so könnte ich nun<br />
etwas schildern, was einen Tag später war, und<br />
was ich dann einen Tag später mit natürlichen<br />
Augen sah, aber heute, am Faschingsdienstag,<br />
nicht sehen konnte.<br />
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