04.12.2012 Aufrufe

Georg Britting Die Windhunde

Georg Britting Die Windhunde

Georg Britting Die Windhunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ihm verhaßt war, als vorschriftswidrig und allzu<br />

vertraulich. Aber er wagte auch nicht, es sich zu<br />

verbitten, man hätte ihn nur ausgelacht. Heinrich<br />

lag auf dem Bauch im Graben und wühlte mit der<br />

Hand eine kleine Mulde aus dem Boden. »Gute<br />

Erde, das«, sagte er, »sie bekommt so vieles von<br />

uns zu trinken, allerhand Zeug, von unserm Blut,<br />

von unserer Notdurft auch, brav schluckt sie alles.«<br />

Er grub die Mulde tiefer, ein kleiner, spitzer<br />

Trichter entstand, dessen Wände er mit den Fingerspitzen<br />

glättete. Dann schüttete er aus einem<br />

Feldbecher vorsichtig in den Trichter etwas<br />

Schnaps, der drin wie in einem Sektglas schäumend<br />

und Bläschen werfend stand. »Sie soll auch<br />

davon haben«, sagte er und füllte den kleinen<br />

Trichter wieder mit Erde zu, drückte sie ebnend<br />

fest, daß man die Stelle nicht mehr erkennen<br />

konnte. »Denn heute ist Faschingsdienstag«, sagte<br />

er, »und morgen ist Aschermittwoch!«<br />

Der war morgen und sollte seinem trüben Namen<br />

alle Ehre machen, aber das wußten wir heute<br />

noch nicht, heute, heute tranken wir Schnaps, und<br />

gaben der guten flandrischen Erde davon ab, und<br />

waren lustig und es war Grabenkarneval.<br />

Und wenn ich die Gabe des zweiten Gesichts<br />

hätte, die ich aber nicht habe, so könnte ich nun<br />

etwas schildern, was einen Tag später war, und<br />

was ich dann einen Tag später mit natürlichen<br />

Augen sah, aber heute, am Faschingsdienstag,<br />

nicht sehen konnte.<br />

149

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!