Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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en, wenn von denen einer noch lebt, und das ist<br />
ja durchaus möglich, die wissen es noch, so wie<br />
wir es noch wissen. Der Maskierte sang irgend<br />
etwas, in langen Tönen, als wärs ein Vergnügen,<br />
und war doch kein Vergnügen, aber er sang, niemand<br />
weiß warum, er sang, an dem kalten Februarmorgen,<br />
im Jahre neunzehnhundertsiebzehn.<br />
Und dann war auf einmal eine Stille. Nicht lang,<br />
so fünfzehn, so zwanzig Sekunden, aber das ist<br />
sehr lang, da knallte es nicht, bei uns nicht und<br />
drüben nicht, jeder nestelte wohl neue Handgranaten<br />
los. Der Rotweiße sang nicht mehr, stand<br />
oben auf dem Schrank, ich stand tiefer. Vor meiner<br />
Nase tanzten die roten und weißen Rechtecke<br />
der Narrenhose. <strong>Die</strong> weißen waren grau, heller als<br />
das Grau des Morgens, und die roten waren blutrot,<br />
rot wie Blut, ein anderer Vergleich fiel mir<br />
nicht ein in diesem Augenblick der vollkommenen<br />
Stille. Und jetzt duckte sich der Hanswurst in<br />
die Knie, und ich fühlte, er bereitete sich zum<br />
Sprung, und das Bein ging weg von meiner Nase,<br />
und die Barrikade war leer, und er, der Kerl, war<br />
jetzt drüben und drunten bei den Generalen mit<br />
den modischen Röcken und den vornehmen<br />
Brusttaschen. Wild knallte es von allen Seiten, das<br />
Tagesgrauen wurde lichter, brüllend und lachend<br />
hüpften wir dem Scheckigen nach, und dann war<br />
der Ortsrand wieder unser.<br />
Ja, das war Heinrich, der Lange, der hatte in<br />
der Theaterrumpelkammer, sich zu wärmen, und<br />
auch um sich einen Spaß zu machen, den Hans-<br />
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