Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Zwei qualmende Öllampen baumelten von der<br />
Decke herab und gaben gerade so viel Licht, daß<br />
nicht einer dem andern ins Gesicht trat. Von der<br />
Galerie, die in halber Wandhöhe rund um den<br />
Saal lief, scholl ein langanhaltendes Donnergepolter:<br />
ein Berg aufgetürmter Stühle war ins Rutschen<br />
gekommen und eingestürzt.<br />
Einzelne lagen bereits am blanken Boden, den<br />
Tornister oder den Brotbeutel als Kopfkissen, und<br />
versuchten zu schlafen. Aber das wollte ihnen<br />
nicht so recht gelingen. Nicht weil Boden und<br />
Tornister zu hart gewesen wären, dem Müden ist<br />
jedes Bett weich, aber im Auge und im Herzen<br />
trug jeder noch die Bilder der letzten Tage, und<br />
die wehrten es den schläfrigen Lidern zu sinken.<br />
Von der Bühne herunter trompetete der Reismüller<br />
schon wieder und immer noch: »Ruhe!<br />
Ruhe! Hinlegen!« Er hatte sich seinen Schlafplatz<br />
auf einer halbaufgerollten, grün bemalten Leinwand<br />
zurechtgemacht, einer Wiese, er hockte auf<br />
der Wiese zwischen den Blumen, den Rücken an<br />
die Windmaschine gelehnt, und verzog ärgerlich<br />
sein trotziges Bubengesicht. Ich saß im Einsagekasten,<br />
und wenns auch etwas eng war da drunten,<br />
dafür war es warm, und ich war für mich allein<br />
in meinem kleinen Haus, und das war auch<br />
etwas wert. Heinrich, der Lange, ging witternd<br />
und schnüffelnd, eine brennende Kerze tragend,<br />
mit der Hand sie vorm Luftzug schützend, zwischen<br />
den verstaubten Versatzstücken umher. Ich<br />
legte die Hände aneinander gleich zwei aufge-<br />
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