Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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<strong>Die</strong> schöne Handschuhverkäuferin<br />
<strong>Die</strong> Frau, von der hier die Rede sein wird, die<br />
Frau, deren Augen kastanienrund waren, ein wenig<br />
tiefliegend und braun, braun wie ihr Haar, wie<br />
ihr dickes und üppiges und langes Haar, diese<br />
Frau trug den Namen Lina Esprester und war<br />
dreiundzwanzig Jahre alt, als sie zu dem Herrn<br />
des Hauses ging, zu dem Herrn des versteckten<br />
Hauses unten am Strom, und ihm ihre <strong>Die</strong>nste<br />
anbot. Ohne Befangenheit, und selber erstaunt,<br />
daß sie nicht befangen war, löste sie die Haken<br />
ihres Kleides, stand wie Eva einst da und sah ihr<br />
Bild in vielen Spiegeln, in trüben und glänzenden<br />
und goldgerahmten Spiegeln aufgefangen. Weil sie<br />
gefiel, und sie gefiel genügend und mehr als genügend,<br />
wurde sie in die Schar der Mädchen aufgenommen.<br />
<strong>Die</strong> Tage, die vielen, vielen Tage, die nun kamen,<br />
verschlief sie, erhob sich erst am späten<br />
Nachmittag, und im Zimmer mit den roten<br />
Plüschmöbeln verbrachte sie die Abende. Das<br />
goldfarbene Kleid ließ ihre wirklich schön geformten<br />
Schultern frei, und wenn sie sich mit den<br />
schmalen Händen das hochgesteckte Haar zurechtschob,<br />
denn die Frauen jener Tage trugen das<br />
Haar noch nicht wie Knaben kurz geschnitten,<br />
flammte verführerisch der Flaum ihrer Achselhöhlen.<br />
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