Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Hochwasser<br />
In der Weihnachtswoche war überraschend Tauwetter<br />
eingefallen. Das grüne Wasser der Donau<br />
stieg, färbte sich lehmgelb, fast kaffeebraun dann,<br />
wallte in schwärzlichen Strudeln, stieg und stieg.<br />
Baumstämme trieben stromabwärts und Kähne,<br />
die sich von den Ketten gerissen hatten, in Wirbeln<br />
sich drehend. Verwüstetes, zerrauftes<br />
Strauchwerk kam geschwommen, in den Wurzelhaaren<br />
hingen verklebt noch Klumpen von Erde<br />
und weiß glänzende Kieselsteine, und auf einer<br />
Treibinsel von Binsenröhricht und verquollenem<br />
Schilfzeug hockte frierend, verwundert, wie er auf<br />
die sausende Wasserfahrt geraten war, ein großer<br />
Hase. Mit platschenden Händen schlug der Strom<br />
über die Ufer und warf Schlamm und Nässe in die<br />
Keller, und bald plätscherten durch die Gassen<br />
der kleinen Stadt Boote.<br />
Ein Stück vor den Toren lagen nebeneinander<br />
zwei niedrige Häuser an der Donau. Jakob er–<br />
wachte um die Morgendämmerung, fröstelnd im<br />
feuchten Leinenzeug, und als er sich im Bett aufsetzte<br />
in seinem Zimmer zur ebenen Erde, sah er<br />
Wasser am Fußboden sich spiegeln. Er sprang aus<br />
dem Bett, das Wasser umspülte ihm die Knöchel,<br />
trat vor das Lager seiner Frau, schüttelte sie wach<br />
und befahl der Erschrockenen, gleich zu ihren<br />
Eltern in die Stadt zu gehen. Er selbst wolle noch<br />
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