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Georg Britting Die Windhunde

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men, vielleicht sogar ins Zuchthaus, Gotteslästerung,<br />

murmelten wir mit bleichen Lippen. Wir<br />

dachten an unsern dicken, gutmütigen Religionslehrer,<br />

wie große Verbrecher fühlten wir uns, und<br />

das gab uns eine Haltung, die uns unterschied von<br />

unsern Schulkameraden. Und dann fingen wir<br />

von dem Giftbuch an zu reden, das wir schreiben<br />

wollten, von wilden und gefährlichen Giften, von<br />

schnell wirkenden und von schleichenden, von<br />

Pfeilgiften und von Giftschlangen.<br />

Und morgen nachmittag kam dann Hans daran,<br />

das ewige Licht kirchenschänderisch zu löschen,<br />

das jedesmal, wenn wir wiederkamen, still und<br />

rötlich brannte, von dem unermüdlichen Mesner<br />

immer wieder neu entzündet.<br />

Eine Woche lang trieben wir es so. Jeden Tag<br />

wurde die Tat gefährlicher, unsere Spannung größer,<br />

denn es war damit zu rechnen, daß man versuchen<br />

würde, die Übeltäter zu erwischen, daß<br />

man Beobachtungsposten aufstellte.<br />

Manchmal, wenn wir die Kapelle betraten,<br />

kniete schon jemand vor dem Lämpchen. Dann<br />

standen wir schweigend daneben, beteten scheinbar<br />

und gingen wieder, um nach einer Stunde<br />

wieder zu kommen und um dann, wenn die Kapelle<br />

still und fromm dämmerte, unsere schlimme<br />

Tat zu tun.<br />

Es nahm dann ein Ende. Wir waren nachmittags<br />

gegen zwei Uhr gekommen. Wir schlugen das<br />

Kreuz und knieten, und heute traf es mich, das<br />

Verbrechen auszuführen. Es war dunkel in der<br />

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