Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
Georg Britting Die Windhunde
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Da ist also eine flandrische Landstraße, und die<br />
eine Hälfte der Straße ist mit runden Steinen gepflastert,<br />
die andere Hälfte ist ungepflastert, und<br />
naß glänzt es auf beiden Hälften. Hohe Bäume,<br />
Pappeln natürlich, hier in Flandern, stehen die<br />
Landstraßen entlang, und natürlich geht ein<br />
Wind, hier in Flandern, und er biegt die Pappeln,<br />
daß sie alle gebeugt stehen, alle nach einer Richtung<br />
gebeugt stehen, in einer bittenden Haltung.<br />
Um was bitten sie den grauen, wolkenverhangenen<br />
Himmel, denn nur ihn können sie um etwas<br />
bitten, wen denn sonst noch? <strong>Die</strong> Straße ist lang<br />
und hört wohl nimmer auf und geht durch ebenes<br />
Land, das wie ein Meer ist, ein Landmeer, als<br />
Schiffe hier und da ein Bauernhof, steuerlos dahintreibend.<br />
Und jetzt kommen die Straße daher<br />
vier Männer, die tragen eine Bahre, und auf der<br />
Bahre liegt etwas Verhülltes, etwas in einer braunen<br />
Decke Verhülltes, so mit einer alten, braunen<br />
Schützengrabendecke verhülltes Längliches. <strong>Die</strong><br />
Männer gehen mit dem Wind, der sie beugt, wie<br />
er die Pappeln beugt, und das Langgestreckte auf<br />
der Bahre rührt sich nicht. Das ist etwas Totes,<br />
etwas unwiderruflich Totes, das sieht man an der<br />
braunen Schützengrabendecke, an ihren Falten:<br />
wer einen Blick dafür hat, der sieht es, daß unter<br />
solchen Falten nur Totes sich bergen kann. Ein<br />
Windstoß, ein besonders heftiger, jagt die Straße<br />
herauf. <strong>Die</strong> Pappeln wackeln, beugen sich knarrend,<br />
die Männer beugen sich nach vorn, und die<br />
schamlosen Finger des Windes heben einen Zipfel<br />
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