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Theoretischer Teil<br />

Betroffenen, spiele eine entscheidende Rolle. Für den persönlichen Umgang mit der<br />

Behinderung habe wiederum die soziale Teilhabe des behinderten Menschen einen<br />

entscheidenden Einfluss. Soziale Folgewirkungen, so Bleidick und Hagenmeister, sind<br />

bestimmt durch die Einstufung, was ein abweichendes Verhalten ist und wie dieses<br />

Abweichende von der Gesellschaft bewertet wird. Diese Folgen können für Menschen<br />

mit einer Behinderung sogar erheblich schwerwiegender empfunden werden als die<br />

körperliche Schädigung. (S. 18f.)<br />

Fornefeld (2004) zeigt auf, dass bei jedem behinderten Menschen dessen organische<br />

Schäden und seelische oder soziale Folgen individuell anders sind. Die Lebenswirk-<br />

lichkeit der Betroffenen, die durch diese Folgen bestimmt sei, könne als solche nur<br />

begrenzt objektiv erfasst werden. Zudem sei es nicht unwesentlich, aus welcher Pro-<br />

fession heraus Behinderung definiert würde. (S. 46f.) Der Begriff ist also zweck-<br />

bestimmt. Die Medizin geht beispielsweise von einem kausalorientierten Behinde-<br />

rungsbegriff aus und hat das Ziel, die Ursache, die zur Behinderung führt, zu heilen.<br />

Akteurinnen und Akteure aus dem Sozialrecht wiederum verwenden den Begriff<br />

Behinderung so, dass klar wird, wer aufgrund welcher Einschränkung Anrecht auf<br />

soziale Hilfe hat. (vgl. Bleidick & Hagenmeister, 1998, S. 23)<br />

Auch Stefan Osbahr (2003) weist darauf hin, dass Behinderung den Beobachterinnen<br />

und Beobachtern als Bezeichnung dient, um eine Unterscheidung zu machen. Behin-<br />

derung ist also ein Erklärungsprinzip, das körperlich oder geistig nicht von Einschrän-<br />

kungen betroffene Menschen konstruieren. Sie wollen Verhalten von Menschen<br />

erklären, welches der gesellschaftlichen Norm nicht entspricht. (S. 99)<br />

Bereits aus dieser allgemeinen Umschreibung von Behinderung wird ersichtlich, dass<br />

eine Behinderung nie nur aufgrund der körperlichen Schädigung beschrieben werden<br />

kann. Gerade bei der Erklärung von geistiger Behinderung scheint es uns wichtig, sich<br />

der verschiedenen Sichtweisen, wie wir sie im Folgenden beschreiben, bewusst zu<br />

sein.<br />

2.1.2 Verschiedene Sichtweisen geistiger Behinderung<br />

Bei der inhaltlichen Definition von geistiger Behinderung lassen sich medizinische,<br />

psychologische, soziologische, aber auch pädagogische, rechtliche, ethische oder<br />

philosophische Denkansätze erkennen. Wir zeigen im Folgenden die drei Sichtweisen<br />

auf, welche uns für unseren Forschungsgegenstand und das Leidfadeninterview<br />

relevant erscheinen.<br />

Die Die Die medizinisch<br />

medizinisch-biologische medizinisch biologische Sich Sichtweise Sich<br />

weise<br />

Die Medizin betrachtet die Ursachen von geistiger Behinderung als organische Abwei-<br />

chungen und bezeichnet geistige Behinderung als „psychische Schwächezustände,<br />

16

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