30.01.2013 Aufrufe

Herunterladen PDF - Insieme

Herunterladen PDF - Insieme

Herunterladen PDF - Insieme

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Empirischer Teil<br />

Ein wichtiger Faktor des Lernens ist auch die Sprache. Eltern mit leichter geistiger<br />

Behinderung beherrschen einen Wortschatz, der für den täglichen Umgang ausreicht.<br />

Gerade bei komplexen Argumentationen reicht jedoch ihr Sprachverständnis allen-<br />

falls nicht mehr aus. Grimm und Weinert (2002) weisen darauf hin, dass die Sprache<br />

im Säuglingsalter vor allem über die Beziehung und den Kontakt zur Bezugsperson<br />

gelernt wird. Dabei nehme das Kleinkind die hohe Tonlage und die häufig übertriebene<br />

Satzmelodie wahr. In diesem Entwicklungsstadium soll und darf der Wortschatz<br />

einfach sein. Später müsse die Sprache aber ausgeweitet werden mit einfachen Dia-<br />

logstrukturen, die vom Kind zunehmend einen aktiven Beitrag einfordern. Die Eltern<br />

müssen dann die sprachlichen Äusserungen ihres Kindes bestätigen und korrektiv<br />

rückmelden. (S. 546–549) Hier scheinen Eltern mit leichter geistiger Behinderung<br />

gemäss den Aussagen in den Interviews an ihre Grenzen zu stossen. Auch Erfahrungs-<br />

berichte (z. B. Nicole Althaus, 2007) weisen darauf hin, dass der Wortschatz dieser<br />

Kinder allenfalls eher kleiner ist als jener von Gleichaltrigen, sie von ihrer Umgebung<br />

deswegen aber nicht als behindert wahrgenommen werden.<br />

Da bei der kognitiven Entwicklung von Kindern nicht nur die Umwelt einwirkt, sondern<br />

immer auch die persönlichen Anlagen beeinflussen, denken einzelne Fachper-<br />

sonen allerdings, dass Kinder ohne kognitive Einschränkungen sich die Lernmöglich-<br />

keiten in ihrem Umfeld weitgehend selber erschliessen können. Zudem können<br />

lebenspraktische Erfahrungen, die das Kind mit seinen Eltern durchaus sammeln<br />

kann, auch zum Lernen beitragen, wenn in der Schule auf diese zurückgegriffen wird.<br />

Dieses Wissen müsse neu geordnet und Kategorien gebildet werden, wie Oerter<br />

(2002) erläutert (S. 241). Allerdings wird in diesem Zusammenhang beim abschlies-<br />

senden Fazit von einigen Fachpersonen geäussert, dass der Zeitraum zwischen<br />

Mütter- und Väterberatung und der Einschulung zu lange sei, wenn in diesem Lebens-<br />

abschnitt nicht gezielte, externe Förderung für das Kind erfolge.<br />

Im Sinne der Chancengleichheit scheint es uns wichtig, dass bei Kindern und Jugend-<br />

lichen von Eltern mit kognitiven Einschränkungen externe (Fach-)Personen beigezogen<br />

werden, um Lernprozesse dieser Kinder adäquat zu unterstützen. Je nach Lernthema<br />

können dies Personen aus dem sozialen Umfeld sein (Bekannte, Nachbarinnen und<br />

Nachbarn, erwachsene Geschwister der Eltern, Grosseltern). Bei Entwicklungsverzöge-<br />

rungen der Kinder sollen Früherzieher/innen unterstützen. Auch die Angebote der<br />

Spielgruppen können einen Teil der notwendigen Lernmöglichkeiten für das Kind<br />

schaffen. Während des Schulalters wäre es für Kinder, deren Eltern die Kulturtechni-<br />

ken nicht oder nur teilweise beherrschen, notwendig, dass sie unabhängig von ihren<br />

finanziellen Ressourcen Hausaufgabenhilfe beanspruchen könnten. Sanders (2006)<br />

weist darauf hin, dass Eltern mit geistiger Behinderung sich sowohl bei Hausaufgaben<br />

wie bei schulischen Veranstaltungen (z. B. Elternabend) überfordert fühlten. Dadurch<br />

73

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!