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Empirischer Teil<br />
können dann zu einer (vorübergehenden) Vernachlässigung der emotionalen Be-<br />
dürfnisse des Kindes führen. In diesem Zusammenhang betont Rauh (2002), dass,<br />
wenn Eltern eine ambivalente Einstellung zu ihrem Kind haben oder an ihren Kompe-<br />
tenzen als Eltern zweifeln, dies ihr intuitives Verhaltensrepertoire beeinträchtigt<br />
(S. 192). Schneewind (2002) ergänzt, dass Armut, nicht funktionierende Paarbezie-<br />
hungen sowie belastende Elternpersönlichkeiten nebst den kindlichen Temperaments-<br />
merkmalen ebenfalls Einflüsse auf die Bindungsmöglichkeit zwischen Kind und Eltern<br />
sind. (S. 119) Gemäss Sanders (2006) verstärkt sich jedoch mit Beginn der Schulzeit<br />
der Realisierungsprozess, dass die eigenen Eltern sich von anderen Eltern unter-<br />
scheiden. Dadurch können bei den Kindern und Jugendlichen Gefühle von Scham,<br />
aber auch Enttäuschung, Schuld und/oder Angst entstehen. Magnus Prangenberger<br />
(2006) schliesst aus verschiedenen Erfahrungsberichten erwachsener Kinder von<br />
Eltern mit geistiger Behinderung, dass diese sich allenfalls in eine Traumwelt flüchten.<br />
Ablehnungserfahrungen in der Gesellschaft könnten sie zudem zu einem defensiven<br />
Umgang mit der eigenen Herkunft veranlassen. Auch der Besuch von Freundinnen und<br />
Freunden sei mit Angst verbunden und sie weihen diese nur vorsichtig in die eigene<br />
Lebensgeschichte ein. (S. 203f.)<br />
Einzelne Fachpersonen sprechen auch die Rollenumkehrung an, die in Familien pas-<br />
sieren kann. Damit meinen sie, dass Kinder/Jugendliche Verantwortung für ihre Eltern<br />
mit geistiger Behinderung übernehmen und diese schützen wollen. Die Bindung zu<br />
den Eltern, respektive eine Mutter/einen Vater zu haben, werde von den Jugendlichen<br />
höher gewichtet, als deren Einschränkung.<br />
Eltern mit leichter geistiger Behinderung brauchen allenfalls Unterstützung und<br />
unmittelbare Anleitung beim Deuten und Interpretieren von Reaktionen ihrer Kinder.<br />
Sie müssen gegebenenfalls bei den Alltagsverrichtungen entlastet werden, damit<br />
sie die anderen Aufgaben bewältigen können. So wie Eltern darauf aufmerksam<br />
gemacht werden sollen, dass sie ihren Kindern/Jugendlichen Freiraum gewähren und<br />
sie loslassen müssen, so müssen auch die Jugendlichen entlastet werden, damit<br />
sie die Verantwortung für ihre behinderte Mutter/ihren behinderten Vater wieder<br />
abgeben können. Allerdings wird gerade in diesem Zusammenhang von einigen Fach-<br />
personen erwähnt, dass sie der Meinung sind, Kindern könne einiges an Belastung<br />
zugemutet werden, wenn eine Bindung zu den Eltern besteht. Im Sinne einer systemi-<br />
schen Sichtweise beeinflussen sich die Mitglieder einer Familie gegenseitig, sodass<br />
auch Kinder ihren Eltern beibringen können, was hilfreich ist in der Erziehung.<br />
Hier lohnt sich ein kurzer Exkurs zur Resilienzforschung. „Resilienz wird als psychi-<br />
sche Widerstandskraft, als Fähigkeit, schwierige Lebensbedingungen zu bewältigen,<br />
definiert“ (Sanders, 2006, S. 182). Annick Lamesch, Regina Ess, Cornelia Sarbach,<br />
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