Herunterladen PDF - Insieme
Herunterladen PDF - Insieme
Herunterladen PDF - Insieme
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Empirischer Teil<br />
In der Pubertät, so die Meinung einiger Expertinnen und Experten, scheint das Verhält-<br />
nis von Nähe und Distanz grundsätzlich ein herausforderndes Thema für Eltern zu<br />
sein. Während eine Fachperson äussert, dass viel Nähe der Eltern mit leichter<br />
geistiger Behinderung den Jugendlichen peinlich ist, sagt eine andere Fachperson,<br />
dass Eltern das Distanzbedürfnis der Jugendlichen gut akzeptieren können.<br />
E 6: „Ich erlebe häufig, dass bei älteren Kindern, denen die Nähe langsam nicht<br />
mehr so angenehm ist, sich die Eltern einerseits nicht an das Alter und die<br />
Situation des Kindes anpassen und andererseits, dass sie die Reaktionen der<br />
Kinder nicht interpretieren können. (…) Die Regulation ist für diese Eltern<br />
äusserst schwierig. Wie viel Nähe? Wie viel Distanz?“<br />
E 12: „Eltern drängen sich kaum gegen den Willen der Kinder auf.“<br />
Es scheint, dass, auch wenn innerfamiliäre Auseinandersetzungen zwischen den<br />
pubertierenden Jugendlichen und den Eltern stattfinden, gerade diese Jugendlichen<br />
sich gegen aussen solidarisch mit ihren Eltern/Familien zeigen. Allenfalls kehrt<br />
sich hier die Rolle sogar um, indem Jugendliche eine beschützende Rolle für ihre<br />
Eltern übernehmen. Wenn diese Jugendlichen ausreichend in anderen sozialen<br />
Systemen eingebunden sind, erscheint diese Rollenumkehrung einer Fachperson<br />
auch nicht zwingend problematisch.<br />
E 10: „Die Jugendlichen realisieren zwar, etwas ist nicht da, zugleich ist es aber<br />
auch selbstverständlich. Man könnte es so bezeichnen: Es ist ein Kampf in der<br />
Familie, aber eine Solidarität nach aussen.“<br />
E 11: „Zudem mache ich die Erfahrung (…), dass Kinder auf dieser Ebene ‚viel<br />
verliided’. (…) Wichtig sind in diesem Fall zum Beispiel gute Lehrpersonen,<br />
Menschen, die es unterstützen.“<br />
Gerade beim Eingehen und Gestalten von Beziehungen wird von einer Fachperson<br />
darauf hingewiesen, dass die eigenen (Bindungs-)Erfahrungen sehr prägend sind für<br />
die Eltern. Da es ihnen nicht gelingt, diese Kindheitserfahrungen zu reflektieren,<br />
können sie diese nur aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen weitergeben und nicht<br />
anpassen.<br />
E 7: „Nähe und Distanz sind nicht primär intellektuelle Leistungen, sondern<br />
emotionale. Was ich jemandem an Bindung weitergeben kann, beruht auf der<br />
Grundlage, was ich selbst erlebt habe.“<br />
59