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Claudia Siegrist und Martina Zedi (2002), die in ihrer Arbeit Bezug nehmen auf<br />

Empirischer Teil<br />

Michael Rutter, beschreiben verschiedene Risikofaktoren für die frühkindliche Ent-<br />

wicklung. Dabei sind nebst Gesundheitsproblemen von Eltern auch die chronische<br />

Disharmonie im Elternhaus, niedriger sozialökonomischer Status, Delinquenz eines<br />

Elternteiles oder häufige Trennungs- und Verlusterfahrungen erwähnt. Erst das<br />

Zusammentreffen dieser Faktoren könne, müsse aber nicht grundsätzlich eine Be-<br />

drohung für das Kind bedeuten, denn Kinder reagierten unterschiedlich und flexibel.<br />

(S. 59f.) Eine Kausalität zwischen einer geistigen Behinderung der Eltern und den<br />

Belastungen von kindlichen Lebenssituationen sollte als nicht einfach linear ange-<br />

nommen werden. Sanders (2006) weist auch darauf hin, dass Langzeitwirkungen und<br />

biographische Belastungen durch die Behinderung der Eltern bei Kindern heute noch<br />

unzureichend erforscht und darum grösstenteils Spekulationen seien (S. 192).<br />

Für die professionelle Beratungstätigkeit leiten wir die Folgerungen ab, dass nicht nur<br />

die Eltern bei den Erziehungsaufgaben Unterstützung benötigen. Auch die Lebens-<br />

situationen von Kindern und Jugendlichen müssen in die Hilfeplanung einfliessen.<br />

Verlässliche Bezugspersonen, beispielsweise auch Grosseltern, Geschwister, Tanten,<br />

Onkel, können im Sinne der Resilienz als Schutzfaktoren dienen. Zudem sind auch das<br />

Verbalisieren der familiären Situation und der offene Umgang mit Problemen anstelle<br />

der Tabuisierung hilfreich, wie Prangenberger (2006) aufgrund der Auswertung von<br />

Erfahrungsberichten erwähnt (S. 203).<br />

Rollen Rollen- Rollen und und Identitätsfindung<br />

Bei der Rollen- und Identitätsfindung können Eltern mit leichter geistiger Behinderung<br />

nur bedingt unterstützen. Gerade in diesem Bereich scheint die eigene Erfahrung<br />

eine grosse Rolle zu spielen. Einerseits können Eltern ihren Kindern nicht weitergeben,<br />

was sie in ihren Herkunftsfamilien nicht selber erlebt haben an Werten, Normen und<br />

Rollenbildern. Andererseits ist es auch nicht immer sinnvoll, dass alle Erfahrungen aus<br />

früheren Jahren an die Kinder weitervermittelt werden. Erwartungen der Gesellschaft<br />

und kulturelle Übermittlungen können diese Eltern nur teilweise erfüllen und sind so<br />

ihren Kindern nur bedingt Vorbilder. Eltern müssen vorsichtig an geltende Normen und<br />

Regeln herangeführt und ihre persönlichen Werte mit den gesellschaftlichen ver-<br />

glichen werden. Gemäss Oerter und Dreher (2002) übt die Familie zeitlebens einen<br />

Einfluss auf die Identitätsentwicklung der Kinder aus. Im Jugendalter ist dieser<br />

Einfluss aber zu teilen mit Peers, Schule und Beruf. (S. 305)<br />

Bezüglich der Rollen- und Identitätsfindung kann bei den Kindern und Jugendlichen<br />

nicht ummittelbar ein Verhalten beobachtet werden. Darum ist es schwierig, diese<br />

Themen mit den Eltern zu besprechen, weil sie in ihrer Reflexionsfähigkeit einge-<br />

schränkt und schlecht auf die Metaebene einer Diskussion wechseln können. Die so<br />

genannte Rollenumkehr, wie sie bereits unter Nähe und Distanz angesprochen<br />

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