Herunterladen PDF - Insieme
Herunterladen PDF - Insieme
Herunterladen PDF - Insieme
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Theoretischer Teil<br />
Gerechtigkeit aufbaut und ist wichtig für das Selbstkonzept des Kindes. (S. 243) Das<br />
Kind lernt mit Gleichaltrigen zu kooperieren, zu konkurrieren, Kompromisse einzu-<br />
gehen und/oder sich durchzusetzen. Dieser Austausch und die Leistungsrück-<br />
meldungen im Schulunterricht geben dem Kind Rückschlüsse über seine Position und<br />
Beliebtheit in der Gruppe und ermöglichen ihm, eine Selbsteinschätzung vorzu-<br />
nehmen. So verfügen Kinder im Grundschulalter bereits über ein differenziertes und<br />
relativ stabiles Selbstkonzept. (Oerter, 2002, S. 213–217)<br />
Im Schulalter verfestigt sich das Geschlechterbewusstsein. So verbringen Kinder im<br />
Schulalter ihre Zeit bevorzugt mit Gleichaltrigen des gleichen Geschlechts. Es findet<br />
eine Segregation 3 statt. In diesen homogenen Gruppen entwickeln sich jeweils andere<br />
Kulturen und Spielverhalten. (Hanns Martin Trautner, 2002, S. 659f.)<br />
Das 7- bis 12-jährige Kind gestaltet seine Lebenswelt zunehmend autonomer und<br />
erobert sich immer grössere Freiräume. Es steht weniger unter der Kontrolle einzelner<br />
Bezugspersonen, erhält aber auch weniger ungeteilte Aufmerksamkeit. Nach Schenk-<br />
Danzinger (2006) weitet sich der Horizont des Kindes und die Fähigkeit des logisch-<br />
kritischen Denkens entsteht, das Kind wird kritischer gegenüber seiner Umwelt. Diese<br />
zunehmende Wirklichkeitsbezogenheit macht auch vor den engsten Bezugspersonen<br />
– meist den Eltern – nicht halt. Deren Verhalten wird einer kritischen Beobachtung<br />
und Beurteilung durch das Kind unterzogen. (S. 233–334) Schenk-Danzinger (2006)<br />
beschreibt diese Phase folgendermassen:<br />
30<br />
Im neunten Lebensjahr kommt es in der Regel zu einer gewissen inneren<br />
Distanzierung von den Eltern, denn auch ihnen steht das Kind nun mit einer<br />
neuen Sachlichkeit gegenüber. Auch von ihnen erwartet es Wahrhaftigkeit und<br />
Gerechtigkeit. (...) Das Kind versucht auch, in die Lebenssphäre der Erwach-<br />
senen einzudringen, ihre Motive, die Ursachen ihrer Stellungsnahme und<br />
Handlungen zu ergründen. Dabei entdecken praktisch alle Kinder, dass die<br />
meisten Erwachsenen lügen. (S. 233)<br />
So prüfen die Kinder die Erziehungsmassnahmen genau, und Massnahmen, die ihnen<br />
sinnlos oder ungerecht erscheinen, werden nicht akzeptiert. Kinder reagieren in dieser<br />
Entwicklungsphase sensibel auf inkonsequentes Erziehungsverhalten. Es besteht die<br />
Gefahr, dass die Autorität der Eltern in Frage gestellt wird. Grundsätzlich verlieren<br />
diese aber nicht an Bedeutung, denn in diesem Alter beeinflusst der Status der Eltern<br />
direkt das Selbstwertgefühl des Kindes. (Schenk-Danzinger, 2006, S. 233f.)<br />
Es ist das Alter, in dem sich die Kinder nicht nur mit den Statussymbolen der<br />
Eltern identifizieren, sondern auch mit deren sozialen Vorurteilen. Prahlerei mit<br />
dem Einfluss, dem Besitz, dem Können, dem Ansehen der Eltern sind in diesem<br />
3 Segregation: Ausscheidung, Absonderung; isolierte, abgesonderte Lebensweise von Bevölkerungsteilen<br />
(Hillmann, 1994, S. 768).