Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...
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Ludger Gail<strong>in</strong>g Landschaft im Spannungsfeld sektoraler Politikfelder<br />
Im Naturschutz s<strong>in</strong>d ökologische Werte mit nur implizit kulturellem Gehalt z. B. bezogen auf<br />
Biodiversitäts‐ und Prozessschutzargumente dom<strong>in</strong>ant. Die Primate ökologischer gegenüber<br />
kulturellen Werten, werden seit e<strong>in</strong>igen Jahren von e<strong>in</strong>er neueren Entwicklung überlagert: Zu<br />
den kulturellen Werten als implizite sekundäre Werte <strong>in</strong> der Werthierarchie des Naturschut‐<br />
zes kommen ökonomische Werte als explizite sekundäre Werte h<strong>in</strong>zu, z. B. bezogen auf Re‐<br />
gionalentwicklung, Strukturpolitik, ökonomische Wertschöpfung und Ökosystemdienstlei‐<br />
stungen.<br />
2.2 Denkmalpflege<br />
Für die Denkmalpflege s<strong>in</strong>d „Landschaft“ oder „Kulturlandschaft“ ke<strong>in</strong>e konstitutiven Fach‐<br />
term<strong>in</strong>i. Im Vordergrund steht vielmehr der Denkmalbegriff. Der Gegenstandbereich, auf den<br />
der Denkmalbegriff angewandt wird, hat sich aber <strong>in</strong>sofern gewandelt, als dass nicht mehr<br />
nur E<strong>in</strong>zelobjekte Denkmäler se<strong>in</strong> können, sondern auch komplexe Ensembles, Sachgesamt‐<br />
heiten, Gesamtanlagen oder Denkmalbereiche (vgl. PASCHKE 2006: 31f). Anliegen der Denk‐<br />
malpflege ist <strong>in</strong> diesem Fall weniger e<strong>in</strong> additiv gedachter Schutz der jeweiligen e<strong>in</strong>zelnen<br />
Elemente, sondern der Schutz der Qualitäten des Zusammenhangs der Elemente untere<strong>in</strong>an‐<br />
der. Bei den Ensembles kann es sich um ganze Dörfer, Stadtkerne, Siedlungen, Produktions‐<br />
anlagen oder historische Freiräume handeln, auch wenn deren e<strong>in</strong>zelnen Objekten selbst kei‐<br />
ne Denkmaleigenschaft zukommt. Gartendenkmalpflege, Industriedenkmalpflege und<br />
städtebaulicher Denkmalschutz stehen vor allem seit den 1970er Jahren für e<strong>in</strong>e Praxis, die<br />
nicht mehr vom baulichen E<strong>in</strong>zelobjekt ausgeht, sondern zunehmend auf Ensembleschutz<br />
und Flächendenkmäler rekurriert (vgl. WEHDORN 2005: 89).<br />
Diese Weitung des Gegenstandsbereichs wird auch als Entwicklung „vom E<strong>in</strong>zelobjekt zur<br />
Kulturlandschaft“ (RÖSSLER 2003: 146) bezeichnet. Das Landschaftsverständnis der Denkmal‐<br />
pflege bezieht sich vor allem auf materielle Gesamtheiten, die als „Denkmallandschaften“<br />
oder „historische Kulturlandschaften“ von Leistungen vergangener Epochen geprägt s<strong>in</strong>d.<br />
Damit werden zentrale Komponenten des Denkmalverständnisses auf die Kulturlandschaft<br />
übertragen. Landschaftsteilen mit e<strong>in</strong>er besonderen Dichte an historischen Kulturland‐<br />
schaftselementen kann e<strong>in</strong>e Denkmaleigenschaft zuerkannt werden, auch wenn dies nicht‐<br />
bauliche Elemente wie Weideflächen, Ste<strong>in</strong>brüche, We<strong>in</strong>berge oder Wirtschaftswälder betrifft.<br />
Das Hauptaugenmerk der praktischen Denkmalpflege bleibt dennoch zweifelsohne auf das<br />
gestaltete Architekturobjekt gerichtet, was auch mit e<strong>in</strong>er Vorliebe der Denkmalerfassung für<br />
bewusste formalästhetische Gestaltung begründet wird (vgl. EIDLOTH 1997: 25ff).<br />
Wesentliche Attribute historischer Kulturlandschaften bzw. Denkmallandschaften s<strong>in</strong>d ihre<br />
Materialität, ihre Ganzheitlichkeit sowie ihre Stabilität. Der Denkmalpflege geht es darum,<br />
historisch bedeutende Gegenstände als Marken der Identifizierbarkeit und Er<strong>in</strong>nerungsorte<br />
zu erhalten. Der Impetus zur Erhaltung ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verlustempf<strong>in</strong>den begründet, was auch<br />
schon für die frühen Wurzeln der Denkmalpflege im behördlichen Denkmalschutz und <strong>in</strong> der<br />
Heimatschutzbewegung galt. Die wesentliche Wertorientierung der Denkmalpflege ist die<br />
(kultur)geschichtliche Bedeutung des Objektes. Dies ergibt sich aus ihrem grundlegenden<br />
Auftrag zur Sicherung denkmalwürdiger materieller Spuren menschlicher Geschichte, z. B.<br />
aufgrund künstlerischer, kulturwissenschaftlicher oder städtebaulicher Kriterien.<br />
2.3 Ländliche Entwicklungspolitik<br />
In der ländlichen Entwicklungspolitik, die <strong>in</strong> die europäische Agrarpolitik e<strong>in</strong>gebettet ist,<br />
dom<strong>in</strong>ieren Agrar<strong>in</strong>teressen (vgl. GIESSEN 2010) und somit auch landwirtschaftliche Perspek‐<br />
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