Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...
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<strong>Landschaften</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>2030</strong>: <strong>Erlittener</strong> <strong>Wandel</strong> <strong>–</strong> <strong>gestalteter</strong> <strong>Wandel</strong><br />
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(„Policy‐Science‐Interface“) gefunden hat und auf effektivere Methoden des Wissen‐<br />
stransfers („Knowledge Brokerage“) abzielt.<br />
E<strong>in</strong> Blick über die Landesgrenzen h<strong>in</strong>aus zeigt, dass <strong>in</strong> den Niederlanden, aber auch <strong>in</strong> Eng‐<br />
land <strong>–</strong> und zwar aus ganz unterschiedlichen Betrachtungsweisen heraus <strong>–</strong> <strong>in</strong>teressante Ansät‐<br />
ze und Verfahrensbauste<strong>in</strong>e für zukunftsfähige Steuerungs<strong>in</strong>strumente <strong>in</strong> der Landschafts‐<br />
und Regionalplanung zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Im Forschungsprojekt „SUSMETRO“ (Erforschung<br />
nachhaltiger metropolitaner <strong>Landschaften</strong> als Versorgungsräume für städtische Nahrung, Er‐<br />
holung und Natur, WASCHER et al. 2010) wurde der Versuch unternommen, klassische Me‐<br />
thoden der evidenz‐basierten Politikfolgeabschätzung (Stichwort Susta<strong>in</strong>ability Impact As‐<br />
sessment) mit spielerischen Verfahren der Entscheidungshilfe (Serious Gam<strong>in</strong>g) bzw. des<br />
Wissenstransfers (Knowledge Brokerage) zu verb<strong>in</strong>den (NIJHUIS et al. 2011; POPLIN 2011;<br />
PIELKE 2007). Durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrale Verknüpfung der verschiedenen Informations‐ und Ent‐<br />
scheidungsabläufe ergibt sich e<strong>in</strong> Steuerungs<strong>in</strong>strumentarium, welches hilft, die Transparenz<br />
<strong>in</strong> der Entscheidungsf<strong>in</strong>dung zu erhöhen, e<strong>in</strong>e größere Breite des Nachhaltigkeitskonzeptes<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren, relevante Daten nicht nur frei zugänglich zu machen, sondern auch bei deren<br />
Auswahl und Gewichtung die Teilnehmern e<strong>in</strong>zubeziehen, sowie neue Wege im Wissen‐<br />
stransfer zwischen Forschern und Politikern zu gehen. Zentrales Ziel des SUSMETRO‐<br />
Projektes ist die Standortsuche und Planung landwirtschaftlicher Innovationsprojekte (z. B.<br />
Agrarparks) sowie die Bestimmung zukünftiger Entwicklungsräume für Natur‐ und Erho‐<br />
lungslandschaften. Innerhalb dieses Steuerungs<strong>in</strong>strumentariums kommt der englischen Er‐<br />
fahrung des Landscape Character Assessment (WASCHER et al. 2005; SWANWICK 2002) e<strong>in</strong>e<br />
besondere Bedeutung als regional‐spezifischer Ansatz „von unten“, d.h. durch direkte Bür‐<br />
gerbeteiligung zu.<br />
Bevor dieses Instrumentarium <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit näher dargestellt werden kann, soll im<br />
Folgenden zuerst das Pr<strong>in</strong>zip der effizienten Ressourcennutzung als Referenzrahmen zukünf‐<br />
tiger landschaftsplanerischer Zielsetzungen beleuchtet und sodann auf die besondere Situati‐<br />
on peri‐urbaner Räume <strong>in</strong> den Niederlanden e<strong>in</strong>gegangen werden. Letztere können sehr<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich als potentielle Zukunftsmodelle anderer westlicher Metropol‐Regionen gelten.<br />
1.1 Effiziente Ressourcennutzung als Nachhaltigkeitspr<strong>in</strong>zip<br />
metropolitaner <strong>Landschaften</strong><br />
Als Folge der Nachhaltigkeitsdebatte zeichnen sich neue Vorgehensweisen <strong>in</strong> der Politikfol‐<br />
genabschätzung ab, <strong>in</strong>sbesondere bei der Bewertung von Nachhaltigkeitspolitik (Susta<strong>in</strong>abili‐<br />
ty Impact Assessment). Wurden e<strong>in</strong>stmals die Folgen bestimmter politischer Entscheidungen<br />
auf die Umwelt betrachtet, z. B. durch die Umweltverträglichkeitsprüfung (1990) oder die<br />
E<strong>in</strong>griffsregelung (BUNDESNATURSCHUTZGESETZ 1976; 2010), schreibt die Nachhaltigkeitsstra‐<br />
tegie der Europäischen Union (CEC 2001) und der Bundesregierung (BMU 2002) nun e<strong>in</strong>e<br />
gleichgewichtige Betrachtung aller drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, also die Prüfung<br />
sozialer, wirtschaftlicher und umwelttechnischer Kriterien <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Abwägungsver‐<br />
fahrens, vor. E<strong>in</strong>e neue Generation von Impact Assessment Tools wie z. B. SENSOR (HELMING<br />
et al. 2011) oder PLUREL (HAASE et al. 2010) beschreiten hier auch deutlich neue Wege, <strong>in</strong>dem<br />
diese nicht wissenschaftlich vorbereitete Antworten auf die Frage „was ist nachhaltig?“ ge‐<br />
ben, sondern lediglich verschiedene Bewertungskriterien <strong>in</strong> der Form von Nachhaltigkeits<strong>in</strong>‐<br />
dikatoren anbieten, über deren Gewichtung und Berücksichtigung letztlich die betroffenen<br />
Interessensgruppen e<strong>in</strong>er bestimmten Region (mit‐)entscheiden. Diese Vorgehensweise unter‐<br />
scheidet sich nicht nur methodisch deutlich von der Rolle bisheriger Fachgutachten, sondern<br />
erfordert auch e<strong>in</strong>e neue Qualität der Entscheidungsträgerschaft, Verfahrenstransparenz und<br />
Planungsdemokratie.