Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...
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<strong>Landschaften</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>2030</strong>: <strong>Erlittener</strong> <strong>Wandel</strong> <strong>–</strong> <strong>gestalteter</strong> <strong>Wandel</strong><br />
2006 hat das Welterbekomitee die Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof auf Grundlage<br />
der Kriterien (ii), (iii) und (iv) <strong>in</strong> die Liste der Welterbestätten aufgenommen und wie folgt<br />
begründet:<br />
� (ii): „Regensburgs Architektur spiegelt die Rolle der Stadt als mittelalterliches Handels‐<br />
zentrum und se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf den Raum nördlich der Alpen wider. Regensburg war<br />
e<strong>in</strong> wichtiger Umschlagplatz auf den kont<strong>in</strong>entalen Handelsrouten nach Italien, Böhmen,<br />
Russland und Byzanz. Zudem hatte die Stadt vielfältige Verb<strong>in</strong>dungen zu den <strong>in</strong>terkon‐<br />
t<strong>in</strong>entalen Seidenstraßen. Dies ermöglichte e<strong>in</strong>en wichtigen Austausch kultureller und<br />
architektonischer E<strong>in</strong>flüsse, die das Stadtbild bis heute prägen.<br />
� (iii) Die Regensburger Altstadt stellt e<strong>in</strong> außergewöhnliches Zeugnis kultureller Tradi‐<br />
tionen im Heiligen Römischen Reich dar. Im Hochmittelalter war Regensburg bevorzug‐<br />
ter Tagungsort für Reichsversammlungen, aber auch zur jüngeren europäischen Ge‐<br />
schichte leistete die Stadt als Sitz des Immerwährenden Reichstags von 1663 bis 1806<br />
ihren Beitrag. Die Überreste zweier Kaiserpfalzen aus dem 9. Jahrhundert sowie die zahl‐<br />
reichen gut erhaltenen historischen Gebäude legen Zeugnis ab vom e<strong>in</strong>stigen Reichtum<br />
und der politischen Bedeutung der Stadt.<br />
� (iv) Die Altstadt von Regensburg ist e<strong>in</strong> herausragendes Beispiel für e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>neneuropäi‐<br />
sche mittelalterliche Handelsstadt, deren historische Entwicklungsstufen gut erhalten<br />
s<strong>in</strong>d. Vor allem die Entwicklung des Handels vom 11. bis zum 14. Jahrhundert wird da‐<br />
durch außergewöhnlich gut veranschaulicht.“ (Stadt Regensburg, http://194.95.249.217/<br />
welterbe/unesco_welterbe/begruendung.shtml)<br />
Derzeit plant die Stadt mehrere mögliche Brückentrassen zur Entlastung des Verkehrsauf‐<br />
kommens. H<strong>in</strong>tergrund ist die Sperrung der fast 900 Jahre alten, weltberühmten Ste<strong>in</strong>ernen<br />
Brücke, die neben dem Dom das wichtigste Denkmal <strong>in</strong> Regensburg ist. Die “Ste<strong>in</strong>erne“ ist<br />
für den Autoverkehr gesperrt und seit mehreren Jahren dürfen dort auch ke<strong>in</strong>e städtischen<br />
Busse die Donau queren und müssen große Umwege fahren. Deshalb möchte die Stadt e<strong>in</strong>e<br />
neue Brücke bauen und bietet zwei Varianten für die Trassenplanung.<br />
Die e<strong>in</strong>e soll den Verkehr östlich abwickeln <strong>–</strong> über den Grießer Spitz, e<strong>in</strong>en der letzten Natur‐<br />
räume <strong>in</strong> der Gegend, mit Abendseglern und Rauhautfledermäusen. Viele bevorzugen<br />
deshalb e<strong>in</strong>e Westtrasse, die e<strong>in</strong>e weitere Fußgängerbrücke, den Eisernen Steg, ersetzen soll.<br />
Diese Variante benötigt riesige Rampen und zerstört die Sichtachse auf die Altstadtsilhouette<br />
von Regensburg. (vgl.: http://www.regensburg.de/ste<strong>in</strong>erne/34799)<br />
Trotz wiederholtem Antrag hat die UNESCO sich zurückhaltend, jedoch bereits kritisch zum<br />
Planvorhaben der Westtrasse geäußert. (http://www.regensburg. de/sixcms/detail.php/<br />
pressemeldungen?PMID=63802)<br />
Aus den Erfahrungen und Entwicklungen im Dresdner Elbtal und im Oberen Mittelrhe<strong>in</strong>tal<br />
wurden die Lehren hier offensichtlich für e<strong>in</strong> sorgsames, konstruktives Vorgehen gezogen.<br />
Der weitere Planungs‐ und Beratungsprozess für e<strong>in</strong> nachhaltiges Ergebnis bleibt noch abzu‐<br />
warten.<br />
Inwieweit Maßnahmen zur Infrastrukturentwicklung überhaupt nachhaltig s<strong>in</strong>d, ist ebenfalls<br />
e<strong>in</strong> schwieriges Zentralthema bei allen Planungsvorhaben.<br />
Seit 2002 hat <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>e nationale Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die regelmä‐<br />
ßig aktualisiert wird. Dar<strong>in</strong> enthalten s<strong>in</strong>d die Ergebnisse verschiedener gesellschaftlicher<br />
Gruppen und Vorschläge des Rates für Nachhaltige Entwicklung enthalten. Die aktuelle De‐<br />
f<strong>in</strong>ition des Nachhaltigkeitsrats lautet: „Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichts‐<br />
punkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichti‐<br />
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