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Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...

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Ludger Gail<strong>in</strong>g Landschaft im Spannungsfeld sektoraler Politikfelder<br />

tanz f<strong>in</strong>den <strong>–</strong> der Naturschutz also nicht beispielsweise als e<strong>in</strong>zige Akteursgruppe die „Ver‐<br />

fechter<strong>in</strong> vor<strong>in</strong>dustrieller Landschaftsbilder“ darstellt.<br />

Naturschutz sollte sich zudem nach dem Vorbild der Großschutzgebiete aktiv <strong>in</strong> die Gestal‐<br />

tung landschaftstypischer Handlungs‐ und Steuerungsformen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, um se<strong>in</strong>e spezifi‐<br />

schen „sektoralen“ Anliegen beispielsweise bezogen auf die Biodiversität, das Landschafts‐<br />

bild oder den Prozessschutz abzusichern. Dies sollte auch <strong>in</strong> jenen Regionen außerhalb<br />

bestehender Großschutzgebiete gelten, wo eher die ländliche Entwicklungspolitik oder die<br />

Tourismuspolitik für die Ausgestaltung regionaler Handlungsräume maßgeblich s<strong>in</strong>d.<br />

4.2 Ist e<strong>in</strong>e Steuerung des „gesamten Ersche<strong>in</strong>ungsbildes“<br />

e<strong>in</strong>er Landschaft, die sich nicht aus sektoralen Entscheidungen<br />

ergibt, überhaupt denkbar und möglich?<br />

Die knappe Antwort auf diese Frage lautet: „Ne<strong>in</strong>.“<br />

Die <strong>in</strong>stitutionentheoretisch fundierte lautet dagegen: Landschaft ist als „Kulturlandschaft“ <strong>in</strong><br />

physisch‐materieller H<strong>in</strong>sicht immer das Nebenprodukt (seltener auch das Produkt) e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl <strong>in</strong>dividueller und kollektiver Handlungen, die durch e<strong>in</strong>e Vielzahl sektoraler Rege‐<br />

lungen bee<strong>in</strong>flusst werden. Das „gesamte Ersche<strong>in</strong>ungsbild“ e<strong>in</strong>er Landschaft ist <strong>–</strong> von teil‐<br />

räumlichen Ausnahmen abgesehen <strong>–</strong> von niemandem gewollt. Auf die teilräumlichen Aus‐<br />

nahmen kommt es für den Naturschutz häufig an, wenn er eben doch e<strong>in</strong>en Landschaftsteil<br />

bewahren und/oder entwickeln kann, wenn es ihm gel<strong>in</strong>gt, über e<strong>in</strong>e Regionalmarke <strong>in</strong>direkt<br />

auf die Bewirtschaftungsweise E<strong>in</strong>fluss zu gew<strong>in</strong>nen, wenn durch e<strong>in</strong>e Kooperation mit dem<br />

Tourismus dieser <strong>in</strong> naturverträgliche Bahnen gelenkt werden kann usw. Von e<strong>in</strong>er Steue‐<br />

rung des „gesamten Ersche<strong>in</strong>ungsbildes“ kann auch dann freilich noch ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>.<br />

Großräumige Ausnahmen bestehen <strong>in</strong> der Regel nur dann, wenn es zu e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation aus<br />

großflächig weitgehend e<strong>in</strong>heitlichen Besitzverhältnissen, hierarchisch tatsächlich durchsetz‐<br />

baren Regelungen wie manchen Schutzgebietsverordnungen sowie e<strong>in</strong>em regionalen Schutz‐<br />

und/oder Gestaltungswillen kommt. Beispiele lassen sich <strong>in</strong> der Braunkohlefolgelandschaft,<br />

<strong>in</strong> Konversionsgebieten, <strong>in</strong> Landschaftsgärten, <strong>in</strong> stadtregionalen Grünzügen oder <strong>in</strong> Natio‐<br />

nalparks bzw. <strong>in</strong> so manchem Biosphärenreservat f<strong>in</strong>den.<br />

Abschließend möchte ich die Frage stellen, ob e<strong>in</strong>e Steuerung des „gesamten Ersche<strong>in</strong>ungs‐<br />

bildes“ überhaupt flächendeckend anstrebenswert ist. Wer akzeptiert, dass <strong>Landschaften</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em vielschichtigen gesellschaftlichen Prozess sozial konstruiert werden, kann dies eigent‐<br />

lich nicht begrüßen.<br />

5. Literatur<br />

AITCHISON, C., MACLEOD, N.E., SHAW, S.J. (2002): Leisure and Tourism Landscapes. Social and<br />

Cultural Geographies. Routledge, London.<br />

ALBERTIN, T. (2006): Kulturlandschaft <strong>–</strong> e<strong>in</strong> Qualitätskriterium der Tourismuswirtschaft? In:<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG; BUNDESAMT FÜR<br />

BAUWESEN UND RAUMORDNUNG (HG.): Forschungsprojekt „Inwertsetzung von<br />

Kulturlandschaften <strong>in</strong> den neuen Bundesländern“. Abschlussbericht. Bonn, 52<strong>–</strong>57.<br />

BECKER, C. (2007): Neuere Überlegungen zur Abgrenzung von Dest<strong>in</strong>ationen: Die Faktoren<br />

zum Bestimmen von Dest<strong>in</strong>ationen. In: BECKER, C., QUACK, H.‐D. (HG.): Ansätze und<br />

Erfahrungen im Dest<strong>in</strong>ationsmanagement (ETI‐Studien, Bd. 6). Trier, 7<strong>–</strong>24.<br />

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