06.02.2013 Aufrufe

Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...

Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...

Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Heike Englisch Kommunikation als Voraussetzung e<strong>in</strong>er nachhaltigen Kulturlandschaftsentwicklung<br />

� (v): „Das Mittelrhe<strong>in</strong>tal ist e<strong>in</strong> hervorragendes Beispiel für e<strong>in</strong>e sich fortentwickelnde tra‐<br />

ditionelle Siedlungsweise und Kommunikation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen Flusstal. Die Gestaltung<br />

der Terrassenlandschaft an den Steilhängen hat im Besonderen die Landschaft vielfältig<br />

für über 2000 Jahre geprägt. Unter dem aktuellen sozio‐ökonomischen Druck ist diese<br />

Landnutzung jedoch bedroht.“ (Anerkennungstext, 26. Sitzung des Welterbekomitees <strong>in</strong><br />

Budapest, 24. <strong>–</strong> 29. Juni 2002, Deutsche Übersetzung, www.welterbe‐mittelrhe<strong>in</strong>tal.de)<br />

„Die Kulturlandschaft des Oberen Mittelrhe<strong>in</strong>tals zwischen B<strong>in</strong>gen, Rüdesheim und Koblenz<br />

umfasst den südlichen, rund 65 Kilometer langen Abschnitt des Mittelrhe<strong>in</strong>gebiets <strong>–</strong> das<br />

Durchbruchstal des Rhe<strong>in</strong>s durch das Rhe<strong>in</strong>ische Schiefergebirge. Im Herzen unseres Konti‐<br />

nents gelegen, mal Grenze, mal Brücke der Kulturen, spiegelt es die Geschichte des Abend‐<br />

landes exemplarisch wider. Hochrangige Baudenkmäler haben sich hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fülle und<br />

Dichte erhalten, die <strong>in</strong> kaum e<strong>in</strong>er anderen europäischen Kulturlandschaft zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Mit<br />

se<strong>in</strong>en rebenbesetzten Talhängen, se<strong>in</strong>en auf schmalen Uferleisten zusammengedrängten<br />

Siedlungen und den auf Felsvorsprüngen wie Perlen aufgereihten Höhenburgen gilt das Tal<br />

als Inbegriff der romantischen Rhe<strong>in</strong>landschaft. Menschen aus aller Welt haben diese Region<br />

bereist; Literaten, Maler und Musiker haben sich durch diese Landschaft <strong>in</strong>spirieren lassen.<br />

Tief e<strong>in</strong>geschnitten, im W<strong>in</strong>dschatten des Hunsrücks gelegen, bildet das Obere Mittelrhe<strong>in</strong>tal<br />

zugleich e<strong>in</strong>en klimatisch bevorzugten Naturraum, <strong>in</strong> dem Tiere und Pflanzen leben, die<br />

sonst im Mittelmeerraum und im Südosten Europas verbreitet s<strong>in</strong>d. Über Jahrhunderte ent‐<br />

wickelte sich e<strong>in</strong>e Landschaft, die von der Wechselwirkung von Mensch und Natur, von Kul‐<br />

turleistungen und ihren Rückwirkungen auf die Entwicklung des Landschaftsraums zeugt.“<br />

(Deutsche UNESCO‐Kommission e. V., www.unesco.de/319.html)<br />

Seit Jahren ist die Kulturlandschaft des Mittelrhe<strong>in</strong>tals bereits durch den Lärm der Eisenbahn‐<br />

strecken auf beiden Rhe<strong>in</strong>seiten und durch Abwanderung der Bevölkerung aus dieser Region<br />

belastet. Inwieweit die Entwicklung der Infrastruktur und der geplante Brückenbau <strong>in</strong> der<br />

Talenge zwischen St. Goar und St. Goarshausen diesen Entwicklungen entgegen wirken kann,<br />

ist offen. Im Planungsprozess für die Mittelrhe<strong>in</strong>brücke wurde von der Technischen Hoch‐<br />

schule Aachen e<strong>in</strong> Verkehrsgutachten erstellt. In diesem Gutachten wird jedoch der traditio‐<br />

nelle Fährbetrieb nicht als zukunftsfähige Variante für den Verkehrsbetrieb <strong>in</strong> Erwägung ge‐<br />

zogen und damit auch nicht geprüft. Die gutachterliche Empfehlung spricht sich daher für<br />

den Brückenbau aus. (Institut für Städtebau und Landesplanung der RWTH Aachen, Gutach‐<br />

ten zur Beurteilung der visuellen Auswirkungen der geplanten Rhe<strong>in</strong>brücke zwischen Well‐<br />

mich und Zu Fellen auf die Integrität des Welterbes „Oberes Mittelrhe<strong>in</strong>tal“).<br />

Der Rhe<strong>in</strong>ische Vere<strong>in</strong> für Denkmalpflege hat danach e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Studie zur Per‐<br />

spektive des Fährwesens <strong>in</strong> Auftrag gegeben, die zu dem Ergebnis kommt, dass mit dem<br />

Ausbau des Fährverkehrs die anstehenden Verkehrsprobleme gelöst werden können (THIE‐<br />

MER 2001).<br />

Bis 2016 soll nun durch verstärkten Fährverkehr erprobt werden, <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong> Brückenbau<br />

oder e<strong>in</strong> alternativ vorgeschlagener Tunnelbau vermeidbar s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e langfristige Entschei‐<br />

dung ist derzeit noch nicht absehbar.<br />

Brücken s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges Element zur Entwicklung der Infrastruktur und des Bevölke‐<br />

rungswohlstands <strong>in</strong> Kulturlandschaften. Sie prägen langfristig das Landschafts‐ und Gesell‐<br />

schaftsbild. E<strong>in</strong>e umfassende Betrachtung schließt daher den städtischen Raum mit e<strong>in</strong>. Dies<br />

zeigt auch das Beispiel der Stadt Regensburg.<br />

Dort hat der Diskussionsprozess mit der UNESCO zu e<strong>in</strong>em geplanten Brückenprojekt erst<br />

vorsichtig begonnen.<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!