Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...
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<strong>Landschaften</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>2030</strong>: <strong>Erlittener</strong> <strong>Wandel</strong> <strong>–</strong> <strong>gestalteter</strong> <strong>Wandel</strong><br />
stigen Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln dient. Hierbei dienen sich ganz un‐<br />
willkürlich Vergleiche zu der Kolchosen‐Wirtschaft sozialistischer Staatsformen bzw. der<br />
Fünfjahresplanung der Volkeigenen Betriebe <strong>in</strong> der früheren DDR an. Und tatsächlich wird<br />
bei dem Steuerungsansatz „Nahrungsplanung“ die bisherige, re<strong>in</strong> privatwirtschaftlichen Im‐<br />
pulsen folgende landwirtschaftliche Flächennutzung kritisch h<strong>in</strong>terfragt. Warum e<strong>in</strong> solches<br />
Modell gerade <strong>in</strong> den marktwirtschaftlich so freien und unternehmerisch so dynamischen<br />
Niederlanden Gehör f<strong>in</strong>det, soll im Folgenden näher beleuchtet werden.<br />
Als e<strong>in</strong>es der weltführenden Exportländer landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Produkte<br />
(BROUWER et al. 2004) und e<strong>in</strong>es der am dichtesten besiedelten Länder der EU1 , ist die nieder‐<br />
ländische Landschaft e<strong>in</strong>em extremen Landnutzungsdruck mit entsprechenden Belastungen<br />
der Umwelt, der menschlichen und tierischen Gesundheit, sowie der Erholungsnutzung aus‐<br />
gesetzt (MUILERMAN 2007). Gerade <strong>in</strong> den letzten Jahren g<strong>in</strong>gen von der stark subventionier‐<br />
ten europäischen Landwirtschaft negative E<strong>in</strong>flüsse wie das wiederholte Ausbrechen von<br />
Tierseuchen (z. B. Schwe<strong>in</strong>epest und Ziegenfieber), transportbed<strong>in</strong>gte Störungen und Zer‐<br />
schneidungen von Lebensräumen, aber auch Nitratbelastung von Grund‐ und Fließgewässer<br />
durch Massentierhaltung, sowie e<strong>in</strong>e fortschreitende Nivellierung des traditionellen Land‐<br />
schaftsbildes durch Gewächshausbau, <strong>in</strong>dustriell betriebene Bewirtschaftung und Gewässer‐<br />
ausbau aus (HENLE et al. 2008). Diese E<strong>in</strong>flüsse und Veränderungen führten besonders im di‐<br />
rekten Umfeld urbaner Zentren und <strong>in</strong> den Agglomerationsräumen küstennaher Gebiete<br />
(„Randstad“) der Niederlande zu e<strong>in</strong>er Reihe von Konflikten, die die öffentliche Wahrneh‐<br />
mung der Landwirtschaft dauerhaft zu schädigen drohten und den export‐ und wachstums‐<br />
orientierten Ambitionen e<strong>in</strong>er überaus <strong>in</strong>novationsfreudigen Landwirtschaft im Wege stan‐<br />
den (MUILERMAN 2007). Um diesen Konflikten zu begegnen, übertrug die niederländische<br />
Regierung im Jahre 2003 TransForum <strong>–</strong> e<strong>in</strong> Th<strong>in</strong>ktank des Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isteriums <strong>–</strong> die<br />
Aufgabe, das Innovationspotential landwirtschaftlicher Produktionssysteme h<strong>in</strong>sichtlich kon‐<br />
kreter Möglichkeiten e<strong>in</strong>er nachhaltigen, ressourcen‐schonenden Bewirtschaftungsweise an<br />
der Nahtstelle von Forschung und Praxis zu konkretisieren (ANDERWEG, K. & LATESTEIJN, H.<br />
2011; TRANSFORUM 2011). Schon bald nachdem TransForum se<strong>in</strong>e Arbeit aufgenommen hatte,<br />
wurde deutlich, dass sich die angestrebten Nachhaltigkeitsziele nicht alle<strong>in</strong> durch partiell<br />
landwirtschaftstechnische Innovationen, sondern nur durch e<strong>in</strong>e gesamträumliche Betrach‐<br />
tung metropolitaner Regionen und unter Berücksichtigung aller relevanter Produkt‐ bzw.<br />
Nahrungsketten erreichen lassen. Den folgenden Ansätzen wurde dabei e<strong>in</strong>e wesentliche Rol‐<br />
le e<strong>in</strong>geräumt:<br />
1. Sogenannte Vitale Cluster: um dem traditionell hohen Flächenbedarf und den Störwir‐<br />
kungen landwirtschaftlicher Produktions‐ und Verarbeitungsabläufe entgegen zu wirken,<br />
wird <strong>in</strong> den Niederlanden schon seit geraumer Zeit das Konzept der Agroparks entwik‐<br />
kelt und vorangetrieben. Bei Agroparks handelt es ich um energie‐, produktions‐ und<br />
raumeffiziente Landwirtschaftssysteme, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Vielzahl von (<strong>in</strong>tensiven) Betriebs‐<br />
1 “Take the case of the Netherlands. Unbeknown to most people, it is world's third largest<br />
agricultural exporter, despite hav<strong>in</strong>g little land (it has the world's fifth highest population density).<br />
This has been possible because the Dutch have "<strong>in</strong>dustrialised" agriculture by, for example,<br />
deploy<strong>in</strong>g hydroponic agriculture (grow<strong>in</strong>g plants <strong>in</strong> water) that uses computer-controlled feed<strong>in</strong>g<br />
of high-quality chemicals—someth<strong>in</strong>g that would not have been possible if the Netherlands did not<br />
have some of the world's most advanced chemical and electronics <strong>in</strong>dustries. In contrast, despite<br />
be<strong>in</strong>g the world's second most high-tech exporter (measured by the share of high-tech products <strong>in</strong><br />
manufactured exports), the Philipp<strong>in</strong>es has only $2,000 per person <strong>in</strong>come because it makes those<br />
products with other people's technologies.” (Ha-Joon Chang, 2011 <strong>in</strong> The Economist,<br />
http://www.economist.com/debate/days/view/715#pro_statement_anchor)<br />
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