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Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...

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Ludger Gail<strong>in</strong>g Landschaft im Spannungsfeld sektoraler Politikfelder<br />

ebene des jeweiligen Bundeslandes besteht. Ländliche Entwicklungspolitik auf der Grundlage<br />

von EU‐Förderpolitik vollzieht sich dagegen <strong>–</strong> ebenso wie beispielsweise die Entwicklung<br />

von UNESCO‐Welterberegionen oder UNESCO‐Biosphärenreservaten <strong>–</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em komplexen<br />

Mehrebenensystem mit europäischen oder supranationalen E<strong>in</strong>flüssen. E<strong>in</strong> weiterer Aspekt<br />

der Differenzen zwischen Politikfeldern ist jener der Macht: so verfügen Politikfelder, <strong>in</strong> de‐<br />

nen vergleichsweise viele Fördergelder verteilt werden, über e<strong>in</strong> größeres Durchsetzungspo‐<br />

tenzial als beispielsweise der Naturschutz oder die Denkmalpflege.<br />

Was bedeuten nun diese Diskrepanzen für die künftige Landschaftsentwicklung? E<strong>in</strong>e wich‐<br />

tige Determ<strong>in</strong>ante ist hier all das, was allgeme<strong>in</strong>gesellschaftlich von Relevanz ist. Mit anderen<br />

Worten: Globale, europäische, nationale und landesbezogene Diskurse bzw. Politiken stärken<br />

e<strong>in</strong>zelne sektorale Politikfelder <strong>–</strong> oder schwächen sie. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d<br />

� die Etablierung der ländlichen Entwicklungspolitik als relativ f<strong>in</strong>anzstarker „Player“ im<br />

letzten Jahrzehnt,<br />

� die personelle Schwächung der Naturschutzverwaltungen vieler Bundesländer,<br />

� der Trend <strong>in</strong> vielen Regionen, den UNESCO‐Welterbestatus zu erlangen, was u. a. regio‐<br />

nale Ansätze der Denkmalpflege gestärkt hat, sowie<br />

� der touristische Trend zu „<strong>Landschaften</strong> als Dest<strong>in</strong>ationen“, der mit e<strong>in</strong>em wachsenden<br />

Markt für natur‐ und kulturtouristische Leistungen e<strong>in</strong>hergeht.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Determ<strong>in</strong>ante für die Beantwortung der oben gestellten Frage ist, was <strong>in</strong> regionaler<br />

Perspektive wichtig ist. Mit anderen Worten: Regionale Ansätze der Selbststeuerung bevor‐<br />

zugen e<strong>in</strong>zelne sektorale Politikfelder <strong>–</strong> oder vernachlässigen sie. Im KULAKon‐Forschungs‐<br />

projekt des IRS haben wir vier unterschiedliche Fallregionen untersucht (vgl. GAILING 2012),<br />

<strong>in</strong> denen sich diese Situation höchst unterschiedlich darstellt:<br />

� Im Spreewald spielt dank se<strong>in</strong>er Institutionalisierung als UNESCO‐Biosphärenreservat<br />

der Naturschutz e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, gepaart mit e<strong>in</strong>em bedeutenden Tourismusverband<br />

und e<strong>in</strong>er starken LEADER‐Region, die über e<strong>in</strong>e eigene Regionalmarke verfügt. Denk‐<br />

malpflege und Raumplanung spielen dagegen, über die gesetzlichen Pflichtaufgaben<br />

h<strong>in</strong>aus, ke<strong>in</strong>e Rolle für landschaftliche Handlungsräume.<br />

� Im Alten Land fokussieren sich zivilgesellschaftliche Akteure stark auf die Erlangung des<br />

UNESCO‐Welterbestatus. Gleichzeitig spielt das Alte Land als Teilraum e<strong>in</strong>er LEADER‐<br />

Region und e<strong>in</strong>er Tourismusregion e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. E<strong>in</strong> Handlungsraum des Natur‐<br />

schutzes ist dagegen nie etabliert worden.<br />

� In der Eifel bestehen landschaftsweit e<strong>in</strong>e Regionalmarke und e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Touris‐<br />

musverband. Teilregional existieren zudem LEADER‐Regionen, Naturparke und e<strong>in</strong> Na‐<br />

tionalpark. Denkmalpflege und Raumplanung spielen auch hier ke<strong>in</strong>e Rolle für land‐<br />

schaftliche Handlungsräume.<br />

� In der Dessau‐Wörlitzer Kulturlandschaft ist dagegen e<strong>in</strong> regionaler Handlungsraum der<br />

Denkmalpflege etabliert worden, denn sie ist e<strong>in</strong>e UNESCO‐Weltkulturlandschaft.<br />

Gleichzeitig ist sie e<strong>in</strong> Teilraum des Biosphärenreservats Mittlere Elbe.<br />

Somit ist e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige Antwort auf die Frage nach der Bedeutung der Diskrepanzen<br />

zwischen den sektoralen Politikfeldern für die künftige Landschaftsentwicklung schwer mög‐<br />

lich, denn regionale Aktivitäten der Selbststeuerung im Verbund mit staatlichen, europäi‐<br />

schen oder supranationalen Förder‐, Regelungs‐ und Anreizstrukturen führen zu jeweils ganz<br />

unterschiedlichen regionalspezifischen Konstellationen.<br />

Es ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>–</strong> das zeigen die empirischen Untersuchungen <strong>in</strong> den vier Fallregionen <strong>–</strong><br />

ke<strong>in</strong>esfalls auszuschließen, dass sich auf regionaler Ebene die Diskrepanzen zwischen den<br />

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