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Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...

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Stefan Heiland et al. <strong>Landschaften</strong> <strong>2030</strong> <strong>–</strong> Denkanstöße zur Zukunft unserer <strong>Landschaften</strong><br />

verändern werden. Dabei <strong>–</strong> dies zeigt der Blick auf die gesellschaftlichen und landschaftlichen<br />

Veränderungen der letzten 30 Jahre <strong>–</strong> dürften viele Veränderungen <strong>in</strong> Art und Umfang noch<br />

gar nicht absehbar se<strong>in</strong>.<br />

Ehe man sich der daraus folgenden Frage zuwendet, wie die Gesellschaft solche Veränderun‐<br />

gen beurteilt und wie diese ggf. zu steuern s<strong>in</strong>d, ist festzuhalten, dass „Landschaft“ ke<strong>in</strong>es‐<br />

wegs etwas „objektiv Gegebenes“ ist, das per se und allgeme<strong>in</strong> gültig positiv oder negativ, als<br />

schön oder als hässlich beurteilt werden könnte. Die Bezeichnung e<strong>in</strong>es Ausschnitts der Erd‐<br />

oberfläche als Landschaft und <strong>in</strong>sbesondere dessen ästhetische Wahrnehmung und Beurtei‐<br />

lung beruht auf sozialen Konventionen sowie <strong>in</strong>dividuellen Erfahrungen und Sichtweisen<br />

und ist weder über die Zeiten noch über Kulturen h<strong>in</strong>weg allgeme<strong>in</strong> gültig. Wenn wir somit<br />

über die Zukunft von <strong>Landschaften</strong> sprechen, so sprechen wir immer zugleich über die phy‐<br />

sischen Veränderungen der Erdoberfläche und über kulturell geprägte, s<strong>in</strong>nliche Wahrneh‐<br />

mungen und Sichtweisen. Diese „zwei Seiten“ von Landschaft kommen auch <strong>in</strong> der Def<strong>in</strong>iti‐<br />

on des Begriffs, wie sie die Europäische Landschaftskonvention (ELC) gibt, deutlich zum<br />

Ausdruck: Landscape „means an area, as perceived by people, whose character is the result of<br />

the action and <strong>in</strong>teraction of natural and/or human factors“ (Landschaft bezeichnet e<strong>in</strong> Gebiet,<br />

wie es von Menschen wahrgenommen wird und dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung<br />

und Wechselwirkung von natürlichen und/oder menschlichen Faktoren ist). Damit ersche<strong>in</strong>t<br />

Landschaft zugleich nicht als e<strong>in</strong>geschränkt auf ländliche oder von Bebauung freie Räume,<br />

die zudem bestimmten Wertmaßstäben genügen müssen. Vielmehr schließt der Landschafts‐<br />

begriff der ELC „Landflächen, B<strong>in</strong>nengewässer und Meeresgebiete e<strong>in</strong>. Er betrifft Landschaf‐<br />

ten, die als außergewöhnlich betrachtet werden können, ebenso wie als alltäglich zu bezeich‐<br />

nende oder bee<strong>in</strong>trächtigte <strong>Landschaften</strong>“.<br />

Damit wird deutlich, dass die Frage, welche <strong>Landschaften</strong> wir schaffen und welche Land‐<br />

schaften wir wollen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gesamtgesellschaftlichen Dialog zu entscheiden ist. Die<br />

Antwort hierauf ist gleichermaßen von „ökologischer“, wie von sozialer und ökonomi‐<br />

scher Bedeutung. Sie kann daher nicht alle<strong>in</strong> aus der Sicht e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen gesellschaftlichen<br />

Sektors beantwortet werden. Die Autoren äußern sich hier als Vertreter e<strong>in</strong>es umfassend ver‐<br />

standenen Naturschutzes, dem es, im S<strong>in</strong>ne des Bundesnaturschutzgesetzes, um weit mehr<br />

geht als um e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> konservierende Erhaltung des Vorkommens bestimmter Arten und Le‐<br />

bensräume: nämlich ebenso um die Sicherung und zukunftsfähige Entwicklung von Land‐<br />

schaften, die dauerhaft <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, ihre vielfältigen Funktionen für unsere Gesellschaft<br />

zu erfüllen. Durch die geme<strong>in</strong>same Diskussion e<strong>in</strong>es Entwurfes dieser „Denkanstöße“ im<br />

Rahmen des dritten Workshops im Februar 2012 flossen jedoch gleichermaßen Auffassungen<br />

und Intentionen von VertreterInnen anderer landschaftsrelevanter Sektoren e<strong>in</strong>, mit denen<br />

breiter Konsens bestand.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund richten wir uns zunächst an die Mitglieder der „eigenen Zunft“<br />

des Naturschutzes, darüber h<strong>in</strong>aus aber ebenso an Vertreter aller landschaftsrelevanten<br />

gesellschaftlichen Sektoren. Diese Denkanstöße erheben nicht den Anspruch der „wissen‐<br />

schaftlichen Geltung“ und „Richtigkeit“ und aufgrund der Breite des Themas auch nicht den<br />

der <strong>in</strong>haltlichen Vollständigkeit. Vielmehr sollen sie zu e<strong>in</strong>er breiten gesellschaftlichen<br />

Diskussion über die Zukunft unserer <strong>Landschaften</strong> beitragen, um geme<strong>in</strong>sam Lösungen<br />

für die anstehenden Herausforderungen zu entwickeln.<br />

Wir freuen uns daher über Rückmeldungen und Me<strong>in</strong>ungen zu den Denkanstößen an: land‐<br />

schaft@landschaft.tu‐berl<strong>in</strong>.de. Wir werden uns bemühen, Ihre Me<strong>in</strong>ungen zusammenzufas‐<br />

sen, auf der Internetseite www.landschaft.tu‐berl<strong>in</strong>.de zu dokumentieren und auch darüber<br />

h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> geeigneter Weise wieder <strong>in</strong> die Diskussion e<strong>in</strong>zuspeisen.<br />

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