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Landschaften in Deutschland 2030 Erlittener Wandel – gestalteter ...

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Dirk Wascher SUSMETRO <strong>–</strong> e<strong>in</strong> Steuerungs<strong>in</strong>strumentarium<br />

zeitliche und personelle Aufwand e<strong>in</strong>es Planungsverfahrens wahrsche<strong>in</strong>lich ungleich höher<br />

als bisher. Wenn man jedoch bedenkt, dass derart vorbereitete Entscheidungen vielleicht<br />

nachhaltiger s<strong>in</strong>d, als die Ergebnisse bisheriger, schnellerer Verfahren, dann dürfte sich diese<br />

Investition schon mittelfristig sicher lohnen.<br />

3. Diskussion<br />

Betrachtet man die jüngsten, oft medial angeheizten, Diskussionen zu überregional bedeut‐<br />

samen und äußerst sensiblen Standortfragen wie die der W<strong>in</strong>denergie, Atomendlagerstätten,<br />

nachwachsenden Rohstoffe oder auch E<strong>in</strong>zelprojekte wie (heute) Stuttgart 21, und die Mer‐<br />

cedes‐Benz‐Teststrecke (gestern), dann wird deutlich, dass re<strong>in</strong> technisch‐wissenschaftliche<br />

Grundlagen der gesellschaftspolitischen Dimension der Ause<strong>in</strong>andersetzung nicht gerecht<br />

werden können. Allen diesen Entscheidungsprozessen ist geme<strong>in</strong>, dass es sich um komplexe<br />

Gemengelagen an den Schnittstellen von kurz‐ versus langfristig, gesamt‐ versus regional‐<br />

ökonomisch, sozial versus wirtschaftlich, emotional versus rational, sowie Partial‐ versus<br />

Geme<strong>in</strong>wohl handelt, welche alle zusammen e<strong>in</strong> recht amorphes Bild h<strong>in</strong>sichtlich der Belange<br />

des Umwelt‐ und Natur bzw. Landschaftsschutzes ergeben können. Alle<strong>in</strong> letztere Formulie‐<br />

rung sollte uns aufhorchen lassen: das Selbstverständnis der „grünen Allianz“ bestehend aus<br />

Naturschutzbehörden, Verbänden und auch Naturwissenschaftlern ist es gewohnt, bei ihrem<br />

beruflichen bzw. freiwilligen E<strong>in</strong>satz für Natur und Landschaft e<strong>in</strong>em eher abstrakten Ver‐<br />

ständnis von Geme<strong>in</strong>wohl zu folgen, demzufolge e<strong>in</strong>e „unwissende“ Allgeme<strong>in</strong>heit durch<br />

„wissende“ Engagement‐Träger auf den richtigen, nämlich umweltschonenden Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Zukunft, geholfen wird. Die bisherigen Erfolge dieser Parte<strong>in</strong>ahme im S<strong>in</strong>ne von<br />

Natur und Landschaft wie z. B. die Beliebtheit vieler Nationalparks und Landschaftsschutz‐<br />

gebiete oder die Verh<strong>in</strong>derung von E<strong>in</strong>griffen, aber auch die überproportional ersche<strong>in</strong>ende<br />

Anzahl politischer Niederlagen <strong>–</strong> als Beispiel sei hier der fortschreitende Landschaftsver‐<br />

brauch und der Verlust an Biodiversität genannt <strong>–</strong> geben dem bisherigen Ansatz allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur vordergründig Recht. Die zunehmende „Vergesellschaftung“ oder Demokratisierung po‐<br />

litischer Entscheidungen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es breiteren gesellschaftlichen Konsens wird sich aller<br />

Erwartungen nach nicht länger den traditionell naturwissenschaftlich orientierten Steue‐<br />

rungs<strong>in</strong>strumenten des Natur‐ und Landschaftsschutzes beugen. Die zu erwartende zuneh‐<br />

mende und frühere Beteiligung breiterer Kreise der Öffentlichkeit wird sehr wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

Situationen schaffen, die sich deutlich von den weitgehend geschützten „Laborbed<strong>in</strong>gungen“<br />

bisheriger Entscheidungsabläufe abheben werden. Die Rolle e<strong>in</strong>flussreicher Fachorganisatio‐<br />

nen, anerkannter Wissenschaftsbüros und politischer Sektoren wird sich demnach anders<br />

darstellen als dies bislang der Fall ist. Dabei sollten neue Formen demokratischer Entschei‐<br />

dungsprozesse jedoch nicht e<strong>in</strong>fach als potentielle Gefährdung natur‐ und landschaftspoliti‐<br />

scher Optimalforderungen betrachtet werden, sondern als längst überfälliger Paradigmen‐<br />

wechsel weg vom reaktiven, defensiven und ressort‐def<strong>in</strong>ierten Rollenverständnis, h<strong>in</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>em offenen, raumplanerisch mitgestaltenden, proaktiv <strong>in</strong>tegrierenden Instrumentenkata‐<br />

log als Beitrag zu e<strong>in</strong>er visionären Nachhaltigkeitspolitik.<br />

Natürlich stellt sich die Frage, ob derartige Trendwenden alle<strong>in</strong> auf der Basis regionaler Zu‐<br />

kunftsvisionen und unternehmerischen Innovationsvermögens vollzogen werden können.<br />

Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ist groß, dass es zusätzlicher Anreize bzw. Druckmittel bedarf. An‐<br />

statt aber regionale Akteure rechtlich unter Druck zu setzen, sollte über andere Steuerungs‐<br />

maßnahmen wie z. B. fiskalische Mittel nachgedacht werden, um unverhältnismäßig große<br />

Fußabdrücke zu bestrafen und Verkle<strong>in</strong>erungen zu belohnen.<br />

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