Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM
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■ Leben<br />
mit den Straßenkin<strong>der</strong>n von Belo Horizonte zu vertreiben.<br />
Als Mariano 1989 in den Straßen von Rio<br />
de Janeiro arbeitete, wurde er von einem Jungen<br />
angeschossen <strong>und</strong> schwer verw<strong>und</strong>et. Der Junge<br />
handelte auf Befehl seines „Eigentümers“ <strong>und</strong> hatte<br />
die „Wahl“, den Bru<strong>der</strong> zu töten o<strong>der</strong> selbst getötet<br />
zu werden. Marianos Arbeit wird als eine ernste<br />
Bedrohung angesehen für die Zuhälter <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Bosse, die Straßenkin<strong>der</strong> für ihre Sexgeschäfte <strong>und</strong><br />
als Drogenkuriere missbrauchen. Nach seiner Genesung<br />
begab sich Mariano 1990 von Rio nach Belo<br />
Horizonte, um seine Arbeit mit den Straßenkin<strong>der</strong>n<br />
dort fortzusetzen. In Brasilien gibt es Zehntausende<br />
von verlassenen o<strong>der</strong> weggelaufenen Kin<strong>der</strong>n, von<br />
denen einige schon wie<strong>der</strong> eigene Kin<strong>der</strong> haben. Sie<br />
überleben auf <strong>der</strong> Straße durch Diebstahl <strong>und</strong><br />
schnüffeln Klebstoff, um ihren Hunger zu unterdrücken.<br />
In seiner geduldigen Arbeit über Jahre hat<br />
sich Mariano mit H<strong>und</strong>erten dieser Straßenkin<strong>der</strong><br />
angefre<strong>und</strong>et <strong>und</strong> vielen geholfen, den schwierigen<br />
Schritt in Heime zu wagen, wo sie bessere Überlebenschancen<br />
haben. Kein Kind wird gedrängt, die<br />
Straße zu verlassen <strong>und</strong> je<strong>des</strong> einzelne wird als Individuum<br />
geachtet.<br />
In vielen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt, von Korea über Vietnam<br />
bis Guinea Bissao, kümmern sich Brü<strong>der</strong> um<br />
Menschen, die an Aussatz leiden – <strong>und</strong> folgen darin,<br />
so eng sie können, den Fußspuren <strong>des</strong> Franziskus<br />
selbst nach. In den USA arbeiten Brü<strong>der</strong> in dem<br />
Aussätzigenheim von Louisiana, dem einzigen auf<br />
die Hansen-Krankheit, wie sie auch genannt wird,<br />
spezialisierten Krankenhaus im Land. In Vietnam<br />
sind es die Kin<strong>der</strong> von aussätzigen Eltern, denen die<br />
Arbeit von FIDELIS LE TRONG NHUNG zugute<br />
kommt, <strong>der</strong> in den Außenbezirken von Saigon, heute<br />
Ho-Chi-Minh-Stadt, tätig ist. Auch wenn die<br />
Aktivitäten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> in Vietnam durch die Regierung<br />
eingeengt sind, genießt <strong>der</strong> Orden eine hohe<br />
Achtung bei den Menschen, wegen seiner Entscheidung,<br />
während <strong>des</strong> Bürgerkriegs <strong>und</strong> auch nach <strong>der</strong><br />
Übernahme <strong>der</strong> Macht durch die Kommunisten in<br />
Südvietnam im Jahr 1975 nicht zu fliehen. Vor dem<br />
Krieg unterhielten die Brü<strong>der</strong> zwei Aussätzigenheime,<br />
eines in Nha Trang <strong>und</strong> das an<strong>der</strong>e im Mekongdelta.<br />
Da diese Zentren durch die neue Regierung<br />
beschlagnahmt wurden, begann Fidelis im Jahr<br />
1983 erneut mit einer kleinen medizinischen Station.<br />
Langsam wuchs sein Werk <strong>und</strong> schloss auch<br />
Katechismusunterricht, Lesen <strong>und</strong> Schreiben <strong>und</strong><br />
Nähen für mehr als 120 Kin<strong>der</strong> ein. Da den Brü<strong>der</strong>n<br />
offiziell nicht gestattet ist, Schulen zu unterhalten,<br />
läuft <strong>der</strong> Unterricht als „Son<strong>der</strong>unterricht“<br />
für Aussätzige <strong>und</strong> ihre Kin<strong>der</strong>, denen <strong>der</strong> Besuch<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Schule nicht erlaubt ist o<strong>der</strong> die<br />
keinen Kontakt mit Menschen haben dürfen, die<br />
noch in Furcht vor dieser Krankheit leben.<br />
Ein ausgebildeter Akupunkturmeister <strong>und</strong> Befürworter<br />
<strong>der</strong> traditionellen Medizin, DIEGO KIM,<br />
begann seine Berufung zugunsten <strong>der</strong> Ausgegrenzten<br />
wahrzunehmen, während er Patienten im<br />
„Sacred Heart“-Aussätzigendorf behandelte, das von<br />
den koreanischen Brü<strong>der</strong>n unterhalten wurde. Wie<br />
bei Franziskus führte <strong>der</strong> Kontakt mit den Aussätzigen<br />
Diego zu einer Bekehrung <strong>des</strong> Herzens <strong>und</strong><br />
einem tieferen Verständnis für das Bedürfnis nach<br />
<strong>Gerechtigkeit</strong>. Als <strong>der</strong> Orden Freiwillige für den<br />
Dienst in einer früheren Sowjetrepublik in Zentralasien<br />
suchte, schloss sich Diego einer Franziskanerin<br />
aus <strong>der</strong> Slowakei an, um eine höchst notwendige<br />
Klinik im ländlichen Kasachstan aufzubauen.<br />
Dort konnte er seine Fähigkeiten in Akupunktur<br />
einsetzen, um eine alternative Medizin anzubieten,<br />
die beson<strong>der</strong>s die große koreanische Bevölkerungsgruppe<br />
in Kasachstan anspricht. Die Klinik behandelt<br />
jeden Hilfesuchenden unabhängig von Rasse,<br />
Glaube, ethnischer o<strong>der</strong> nationaler Herkunft. Eine<br />
kleine franziskanische Gemeinschaft (FG) ist ebenfalls<br />
entstanden, die an dem gleichen Engagement<br />
für <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>und</strong> menschliche Würde teilnimmt,<br />
das Diego als den wesentlichen Kern <strong>des</strong><br />
Franziskanerseins ansieht.<br />
In <strong>der</strong> Navajo-Siedlung von Tohatchi in New Mexico,<br />
USA, haben sich JOHN MITTLESTADT <strong>und</strong> MIKE<br />
HAIG mit Franziskanerinnen, einem Diakon <strong>der</strong><br />
Navajo <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Laien zusammengetan, um<br />
eine kreative <strong>und</strong> weitumfassende Seelsorge unter<br />
diesen indigenen Menschen zu entwickeln. Die<br />
Mission an St. Michael’s umfasst ein Gebiet von<br />
3000 Quadratmeilen <strong>und</strong> ist die Heimat von 8.000<br />
Navajos. Der Schwerpunkt <strong>des</strong> Zentrums liegt auf<br />
seinem Leben inmitten <strong>der</strong> Armut <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit<br />
so vieler Menschen mit ihren chronischen<br />
Alkoholproblemen. Im zentralen „Powerhouse“<br />
werden H<strong>und</strong>erte von Menschen wegen Alkoholismus<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Suchtprobleme behandelt. Sie<br />
treffen sich wöchentlich, um sich mit ihrem Gefühl<br />
<strong>der</strong> Isolation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hoffnungslosigkeit auseinan-<br />
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