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Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM

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■ Individuelle <strong>und</strong> kollektive Menschenrechte<br />

Organisationen <strong>und</strong> offiziellen staatlichen Diensten<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> Menschenrechte, Lebensqualität,<br />

Ökologie <strong>und</strong> weltweiter Politik. Da die<br />

Probleme, die die Menschheit quälen, nicht jeman<strong>des</strong><br />

Eigentum sind, bleiben auch ihre Lösungen<br />

nicht das Monopol einer einzigen Größe. Selbst<br />

in katholischen Län<strong>der</strong>n hat die Kirche nicht die<br />

Macht, angemessene Antworten auf die menschlichen<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> armen Menschen, <strong>der</strong>er<br />

ohne Macht, zu geben. Die drei Schritte „Sehen,<br />

Urteilen, Handeln“ erfor<strong>der</strong>n, dass die Brü<strong>der</strong> die<br />

unmenschliche Wirklichkeit <strong>der</strong> Armen analysieren,<br />

ausführbare Optionen entwickeln <strong>und</strong> Pläne ausarbeiten,<br />

die den Kreis von paternalistischer Hilfe<br />

brechen. Die Hauptsubjekte jeden Handelns sind<br />

die Opfer, die in ihren gr<strong>und</strong>legenden Menschenrechten<br />

verletzt sind. Arme Menschen sagen,<br />

„Möge Gott gepriesen werden“.<br />

Menschenrechte, Ergebnis einer langen Geschichte<br />

<strong>der</strong> Menschheit, kennen keinen Stillstand <strong>der</strong> Entwicklung,<br />

we<strong>der</strong> in Theorie noch in Praxis. Angesichts<br />

<strong>der</strong> Proteste <strong>und</strong> Demonstrationen <strong>des</strong> Aufruhrs,<br />

politischer Propaganda <strong>und</strong> bewaffneter<br />

Kämpfe tauchen neue Rechte auf <strong>und</strong> werden fest<br />

im Bewusstsein <strong>der</strong> Allgemeinheit verankert. Im<br />

Gefolge ihres ständigen Entstehens bilden sich in<br />

vielen Län<strong>der</strong>n neue soziale Subjekte, Gruppen,<br />

Vereine <strong>und</strong> Nichtregierungs-Organisationen <strong>und</strong><br />

versuchen ihren berechtigten Platz durch Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Wachsen zu erreichen. Arbeiter, Frauen,<br />

Jugendliche, Ältere, benachteiligte Menschen, Min<strong>der</strong>heiten<br />

<strong>und</strong> an den Rand gedrängte Gruppen<br />

kämpfen um die Verbesserung ihrer Situation,<br />

damit sie als Menschen mit vollen Rechten anerkannt<br />

werden. For<strong>der</strong>ungen nach sozialer <strong>Gerechtigkeit</strong>,<br />

Frieden, Arbeit, Sicherheit, neuer ökonomischer<br />

Ordnung, Demokratie <strong>und</strong> Bewahrung <strong>der</strong><br />

Natur erheben sich auf <strong>der</strong> ganzen Welt. „Brü<strong>der</strong>,<br />

nun wollen wir anfangen“ (1 Cel 103).<br />

112<br />

Bernardino Leers <strong>OFM</strong><br />

Beispiele aus dem Leben <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> …<br />

Wenn du gegenüber irgendjemandem in Brasilien<br />

heute das Thema <strong>der</strong> Menschenrechte erwähnst,<br />

wird sehr wahrscheinlich <strong>der</strong> Name eines Mannes<br />

genannt werden. Im letzten Viertel <strong>des</strong> Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

ist KARDINAL PAULO EVARISTO ARNS als einer<br />

<strong>der</strong> größten Verteidiger <strong>der</strong> Menschenrechte <strong>der</strong><br />

Armen <strong>und</strong> Unterdrückten in Lateinamerika<br />

bekannt geworden, <strong>der</strong> mutig gegen die schlimmsten<br />

Exzesse <strong>des</strong> 21 Jahre herrschenden Militärregimes<br />

aufstand, das 1985 endete.<br />

Während dieser zwei Jahrzehnte <strong>der</strong> Unterdrückung<br />

<strong>und</strong> Furcht expandierte die brasilianische Ökonomie<br />

mit Hilfe von billigen ausländischen Anleihen,<br />

was Millionen von hoffnungsvollen Menschen veranlasste,<br />

auf <strong>der</strong> Suche nach Arbeit in Städte wie<br />

Sao Paulo zu ziehen. Doch es zeigte sich bald, dass<br />

das ökonomische Wachstum nur einer kleinen Elite<br />

zugute kam, während die Lebensbedingungen <strong>der</strong><br />

breiten Bevölkerungsmehrheit absanken. Die von<br />

Arns angestoßene Kommission für <strong>Gerechtigkeit</strong><br />

<strong>und</strong> Frieden von Sao Paulo veröffentlichte 1976 ein<br />

Buch, das im Detail die Verbindungen zwischen<br />

ökonomischen Wachstum, institutionalisierter<br />

Gewalt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Armut <strong>der</strong> Menschen aufzeigte.<br />

Schon lange zuvor hatte Arns <strong>der</strong> Erzdiözese seinen<br />

Stempel aufgedrückt, indem er Ordensleute <strong>und</strong><br />

ausgebildete Laien ermutigte, das Evangelium aus<br />

den wohlhabenden Innenstadt-Pfarreien heraus in<br />

die verarmten Slums zu bringen, die an <strong>der</strong> Peripherie<br />

entstanden. Dieser volkstümliche Schritt in den<br />

60er Jahren legte die Gr<strong>und</strong>lagen für die Basisgemeinden,<br />

die das neue Gesicht <strong>der</strong> Kirche in Brasilien<br />

prägten, wie auch an<strong>der</strong>swo in Lateinamerika.<br />

Von den ersten Tagen als Weihbischof im Norden<br />

Sao Paulos an, zeigte sich Arns den Rechten <strong>der</strong><br />

Armen verpflichtet. Er wurde schnell bekannt als<br />

„Bischof, <strong>der</strong> den Bus benutzte“. Während er so<br />

durch die Diözese reiste, sah er aus erster Hand, was<br />

getan werden musste, um die Notlage einer wachsenden<br />

Zahl von Familien zu verbessern, die in<br />

äußerster Armut <strong>und</strong> Verwahrlosung lebten. Als<br />

er 1970 Erzbischof <strong>der</strong> Stadt wurde, schockte er<br />

viele in <strong>der</strong> Kirche durch den Verkauf <strong>des</strong> Bischofspalastes<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> umgebenden Parkes. Er bestimmte<br />

den Erlös für den Bau von Gemeinschaftszentren in<br />

den verarmten Zonen. Die Sicht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Enthusias-

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