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Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM

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■ Frieden stiften<br />

hinzugefügt worden, die mit dem Opfer ihres<br />

Lebens ihre Liebe zu Christus <strong>und</strong> zu den Völkern<br />

Afrikas besiegelten.“<br />

An<strong>der</strong>swo auf dem Kontinent stehen die Brü<strong>der</strong> im<br />

Zentrum <strong>des</strong> komplexen Prozesses <strong>der</strong> Heilung <strong>und</strong><br />

Versöhnung, so im neuen, demokratischen Südafrika.<br />

Als Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> vielen Wahrheits- <strong>und</strong><br />

Versöhnungskommissionen im ganzen Land, welche<br />

die Opfer <strong>und</strong> die Täter anhören, die ihre<br />

Wahrheit über das Apartheid-Regime erzählen, helfen<br />

die Brü<strong>der</strong> Einzelpersonen <strong>und</strong> Gemeinschaften,<br />

sich von mehr als vier Jahrzehnten Unterdrückung<br />

<strong>und</strong> Brutalität zu erholen.<br />

„Es ist eine traumatisierte Nation, die in ihre Seele<br />

blickt, <strong>und</strong> langsam <strong>und</strong> unter Schmerzen wie<strong>der</strong>geboren<br />

wird.“ Das sind die Worte <strong>des</strong> irischen Bru<strong>der</strong>s<br />

PADDY NOONAN, <strong>der</strong> die letzten 25 Jahre in<br />

einer <strong>der</strong> am stärksten benachteiligten Townships<br />

südlich von Johannesburg tätig war, wo Gewalt <strong>und</strong><br />

Ungerechtigkeit zum täglichen Leben gehörten. Er<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Franziskaner lebten in einem Gebiet<br />

nahe bei Boipatong, das durch ein Massaker<br />

bekannt wurde, bei dem er <strong>der</strong> Erste war, <strong>der</strong> den<br />

Schauplatz erreichte <strong>und</strong> Zeuge <strong>des</strong> schrecklichen<br />

Blutba<strong>des</strong> wurde, das während <strong>der</strong> Nacht stattgef<strong>und</strong>en<br />

hatte. „<strong>Friedens</strong>arbeit stand in deinem Geist<br />

nicht gerade an <strong>der</strong> obersten Stelle, wenn Massaker<br />

wie dieses um dich herum geschehen“, erklärt er in<br />

seinem fre<strong>und</strong>lich klingenden irischen Akzent.<br />

(Den Großteil <strong>der</strong> Arbeit verrichtet er in dem lokalen<br />

Dialekt <strong>der</strong> Township, weil er glaubt, dass dies<br />

<strong>der</strong> einzige Weg wirklicher Kommunikation mit<br />

den Menschen ist). „Der erste Gedanke, <strong>der</strong> dir<br />

durch den Kopf geht, lautet: Wer steckt hinter all<br />

diesem? Es gab so viele unsichtbare Kräfte, die es<br />

erschwerten, das Apartheid-Regime zu Fall zu bringen<br />

<strong>und</strong> in diesem Land Frieden zu schaffen.“ Empfand<br />

er es nicht als schwierig, inmitten einer solchen<br />

Gewalt <strong>und</strong> Unterdrückung voller Hoffnung zu<br />

bleiben? Er schaut auf die Zeit zurück, als er nach<br />

dem Boipatong-Massaker von 1992 die Baracken<br />

besuchte: „Nachdem ich St<strong>und</strong>en verbracht hatte,<br />

alle diese gebrochenen <strong>und</strong> übel zugerichteten Körper<br />

anzuschauen <strong>und</strong> ihren Familien zuzuhören,<br />

kam ein Mann auf <strong>der</strong> Straße auf mich zu <strong>und</strong> flüsterte:<br />

‚Pater, wir wissen, dass <strong>der</strong> Herr hier ist.‘<br />

Welches Recht haben wir Kirchenleute zu zweifeln,<br />

wenn das einfache Volk eine solche Hoffnung<br />

lebendig halten konnte?“ Noonan war auch ein<br />

enger Fre<strong>und</strong> von einigen Führern <strong>des</strong> Anti-Apartheid-Kampfes,<br />

die jetzt verantwortliche Positionen<br />

in <strong>der</strong> neuen Regierung einnehmen. „Es war Teil<br />

unseres Dienstes, mit einigen dieser politischen<br />

Straßenkämpfer zu sprechen, aber wir wussten, dass<br />

sie anständige Menschen waren <strong>und</strong> nicht die kommunistischen<br />

Rebellen, die man aus ihnen machte.“<br />

Eine solche Innensicht <strong>der</strong> Situation in Südafrika<br />

brachte die Kirchen dazu, zunehmend eine aktive<br />

Rolle in <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Anti-Apartheid-<br />

Bewegung zu übernehmen. „Wir haben immer als<br />

eine geschlossene christliche Front gearbeitet“,<br />

betont Noonan. „Wenn politische o<strong>der</strong> zivile Gruppen<br />

gebannt o<strong>der</strong> ins Exil geschickt wurden, füllten<br />

die Kirchen das entstandene Vakuum.“ Er verweist<br />

auf das Beispiel <strong>des</strong> Miets- <strong>und</strong> Versorgungsboykotts,<br />

<strong>der</strong> sich über einige Jahre hinzog. „Alle franziskanischen<br />

Pfarreien nahmen daran teil <strong>und</strong> lehnten<br />

es ab, irgendwelche städtischen Gebühren zu<br />

zahlen, denn dies war eines <strong>der</strong> wirksamsten Mittel<br />

<strong>des</strong> gewaltfreien Protestes.“ Als die städtischen<br />

Behörden damit drohten, die Stadtbeleuchtung<br />

abzuschalten, gingen er <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Ordensobere,<br />

um zu versuchen, einen Ausweg aus dieser Situation<br />

auszuhandeln. Ihre Bemühungen hatten keinen<br />

Erfolg, <strong>und</strong> Polizei wurde gerufen, um die Gruppe<br />

festzunehmen. Eine solche persönliche Erfahrung<br />

<strong>des</strong> Kampfes für den Frieden machte die endgültige<br />

Befreiung Südafrikas zu einem Ereignis unbeschreibbarer<br />

Freude für Noonan. Er war in <strong>der</strong> gleichen<br />

Township dabei, um die ersten demokratischen<br />

Wahlen zu überwachen, die im April 1994<br />

stattfanden. Paddy <strong>und</strong> ULRICH ZANKANELLA aus<br />

Österreich hatten offizielle Positionen als Wahlbeobachter,<br />

Paddy als ein lokaler Beobachter <strong>und</strong><br />

Ulrich auf Einladung <strong>der</strong> südafrikanischen<br />

Bischofskonferenz als internationaler Wahlbeobachter.<br />

„In Bezug auf meine franziskanische Sendung<br />

empfand ich die Beobachtung dieser Wahlen wie<br />

das Gehen <strong>der</strong> letzten Kilometer an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong><br />

Menschen. Es war eine Geste <strong>des</strong> mit ihnen Seins,<br />

als sie eine neue Ära <strong>des</strong> <strong>Friedens</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Demokratie<br />

einleiteten nach <strong>der</strong> Hölle <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sünde <strong>der</strong><br />

Apartheid-Jahre.“<br />

DAVID BARNARD von <strong>der</strong> Provinz Unserer Frau<br />

Königin <strong>des</strong> <strong>Friedens</strong> (Südafrika) stellte sich einer<br />

machtvollen Erfahrung während seines Sabbatjahres<br />

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