Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM
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■ Bewahrung <strong>der</strong> Schöpfung / <strong>Gerechtigkeit</strong> für die Umwelt<br />
Bewahrung<br />
<strong>der</strong> Schöpfung /<br />
<strong>Gerechtigkeit</strong><br />
für die Umwelt<br />
In den Fußstapfen <strong>des</strong> heiligen Franziskus sollen die<br />
Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> heute von allen Seiten bedrohten Natur<br />
gegenüber Sinn für Ehrfurcht an den Tag legen <strong>und</strong> so<br />
die Natur wie<strong>der</strong> ganz als ihre Schwester sehen, allen<br />
Menschen zum Wohl <strong>und</strong> zur Verherrlichung <strong>des</strong><br />
Schöpfers.<br />
<strong>OFM</strong> Generalkonstitutionen, Artikel 71<br />
Aus dem Leben <strong>des</strong> Franziskus …<br />
Die tiefe Liebe <strong>des</strong> Franziskus gegenüber Gott <strong>und</strong><br />
gegenüber <strong>der</strong> gesamten Schöpfung Gottes hat im<br />
SONNENGESANG einen machtvollen Ausdruck<br />
gef<strong>und</strong>en. Celano erzählt: „In jedem Kunstwerk<br />
lobte er den Künstler; was er in <strong>der</strong> geschaffenen<br />
Welt fand, führte er zurück auf den Schöpfer. Er<br />
frohlockte in allen Werken <strong>der</strong> Hände <strong>des</strong> Herrn,<br />
<strong>und</strong> durch das, was sich seinem Auge an Lieblichem<br />
bot, schaute er hindurch auf den lebensspendenden<br />
Urgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Dinge. Er erkannte im Schönen den<br />
Schönsten selbst; alles Gute rief ihm zu: Der uns<br />
erschaffen hat, ist <strong>der</strong> Beste!“ (2 Cel 165). Bonaventura<br />
fügt hinzu: „Er benützte alle Dinge als Leiter,<br />
auf <strong>der</strong> er emporsteigen <strong>und</strong> den umfassen konnte,<br />
<strong>der</strong> ganz liebenswert ist“ (LegMai IX,1).<br />
Franziskus befahl seinen Brü<strong>der</strong>n, einen Baum<br />
nicht völlig abzuhauen; er wies die Gärtner an,<br />
einen Rasenstreifen um den Garten zu lassen; er ließ<br />
im Winter den Bienen Honig <strong>und</strong> Wein hinstellen<br />
<strong>und</strong> er nannte die Tiere Brü<strong>der</strong>. „Jene Urgüte, die<br />
einst alles in allem sein wird, verklärte ja in diesem<br />
Heiligen schon hienieden alles in allem“ (2 Cel 165;<br />
in kursiv Zitate aus 1 Kor 12,6). Ein Vogel blieb in<br />
den Händen <strong>des</strong> Franziskus sitzen (2 Cel 167), ein<br />
Falke kündigte ihm die Gebetszeiten an (2 Cel<br />
168), ein Fasan ließ sich bei Franziskus nie<strong>der</strong> (2<br />
Cel 170) <strong>und</strong> die Grille sang Loblie<strong>der</strong> auf ihren<br />
Schöpfer (2 Cel 171). Er wünschte, dass man an<br />
Weihnachten Ochs <strong>und</strong> Esel mehr Korn <strong>und</strong> Heu<br />
gebe als sonst, dass man Weizen <strong>und</strong> Korn auf die<br />
Wege streue, um den Vögeln, vor allem den Lerchen<br />
Nahrung zu geben (2 Cel 200). Die Gefährten<br />
<strong>des</strong> Franziskus sahen, „wie er großen Gr<strong>und</strong> zu<br />
innerer <strong>und</strong> äußerer Freude in allen Geschöpfen<br />
fand; er liebkoste <strong>und</strong> betrachtete sie mit Wonne, so<br />
sehr, dass sein Geist im Himmel <strong>und</strong> nicht auf<br />
Erden zu leben schien“ (LegPer 51).<br />
Ökologische <strong>Gerechtigkeit</strong><br />
Reflexion über Ökologie hat eine neue Phase<br />
erreicht <strong>und</strong> endgültig das Stadium von einfachem<br />
Bewahren <strong>und</strong> Schutz <strong>der</strong> Natur hinter sich gelassen.<br />
Jetzt wird die Umwelt in ihren vielfältigen<br />
Beziehungen betrachtet, was sowohl die natürliche<br />
Umwelt wie auch die menschliche Kultur <strong>und</strong><br />
Gesellschaft umfasst. In ihrer umfassenden Betrachtungsweise<br />
hebt die soziale Ökologie die möglichen<br />
Interaktionen zwischen allen Wesen hervor, seien sie<br />
lebend o<strong>der</strong> nichtlebend, natürlich o<strong>der</strong> kulturell.<br />
Sie gibt uns die notwendigen Gr<strong>und</strong>lagen, um ein<br />
dynamisches Gleichgewicht im gesamten Ökosystem<br />
wie<strong>der</strong> herzustellen. Innerhalb dieser Suche<br />
nach einem Gleichgewicht im gesamten Ökosystem<br />
muss die Frage <strong>der</strong> ökologischen <strong>Gerechtigkeit</strong><br />
angesiedelt werden. Ferner muss die Frage gestellt<br />
werden, ob die Achtung <strong>der</strong> Menschenrechte auch<br />
die Rechte <strong>der</strong> Erde miteinschließt <strong>und</strong> umgekehrt?<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten, wie sind soziale <strong>und</strong> ökologische<br />
<strong>Gerechtigkeit</strong> miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en? Und<br />
wie schließt in unserer franziskanischen Perspektive<br />
unser Engagement für <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>und</strong> Frieden<br />
auch die Bewahrung <strong>der</strong> Schöpfung mit ein?<br />
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