Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM

■ Frauen und die Charismen von Franziskus und Klara
Beispiele aus dem Leben der Brüder
und Schwestern …
Wenn Franziskus heute zurückkehren und in einem
der vielen Seminare und internationalen Konferenzen
über die Rolle der Frau in Kirche und Gesellschaft
sitzen würde, würde er wahrscheinlich eher
Verständnisschwierigkeiten haben! Nirgendwo
haben sich die kulturellen Parameter mehr verändert
in den Jahrhunderten, seitdem er und die
hl. Klara ihre Gemeinschaften gegründet haben,
als auf dem Gebiet der „Frauenrechte“.
Brüder in Asien haben die Führung übernommen
bei dem Bemühen, sich diesen Verhaltensänderungen
zuzuwenden. Die Konferenzen der Franziskaner
Asiens und Ozeaniens (FCAO) entschieden, sich
zwei Jahre lang der Situation der Frauen in jenem
Teil der Welt zu stellen und einen Bericht über ihre
Erkenntnisse zu veröffentlichen. Dieser zweijährige
Untersuchungsprozess, auf dem der Bericht beruht,
wird als einer der weitsichtigsten und konstruktivsten
Schritte angesehen, der jemals auf Konferenzebene
unternommen wurde, um das Verständnis und
das Handeln auf dem Feld der Frauenrechte zu
fördern. Die Brüder aus dreizehn Provinzen versandten
detaillierte Fragebögen, um Informationen
über den Status und die sozialen Bedingungen der
Frauen in ihren Ländern zusammenzutragen. Jeder
dieser Berichte wurde dann wieder von drei verschiedenen
Frauen jener Region überprüft. Die
Ergebnisse bildeten die Grundlage für ein Seminar
in Sydney, Australien, an dem die dreizehn Provinzialminister
der FCAO und Gäste aus anderen Ländern
teilnahmen. Fünf Frauen aus verschiedenen
Nationen Asiens und zwei aus Australien nahmen
an den Diskussionen der Brüder teil. Die zweite
Hälfte des Treffens richtete das Augenmerk auf den
Beitrag von Franziskus und Klara für die Anfänge
der franziskanischen Bewegung wie auch auf den
Beitrag der Frauen für die Zukunft des franziskanischen
Lebens. Wegen der unterschiedlichen Kulturen
unter den Nationen der FCAO ergaben sich
sowohl verschiedene als auch gemeinsame Probleme,
die von den Frauen und den Brüdern aus allen
Ländern der Region angesprochen wurden. Ökonomische
Ungerechtigkeiten, Bürgerrecht zweiter
Klasse, Mangel an Achtung und Mangel an Bewusstsein
wurden praktisch in jedem Bericht
erwähnt. Die Reflexionen der Frauen, die auf den
Bericht antworteten, und der Frauen, die an dem
Treffen teilnahmen, verstärkten in sehr persönlicher
Weise die Ansichten und den Schmerz, der in den
Provinzberichten zum Ausdruck kam, und forderten
die Brüder heraus, auf kreative Weise zu antworten.
Die Vorschläge reichten von sehr praktischen
wie Kursen für Kinderpflege, Gesundheit und
handwerkliche Fertigkeiten, zu einer vollständigen
Revision der traditionellen und unterdrückenden
Bibelinterpretationen, die über Jahrhunderte verwendet
wurden, um die Unterdrückung der Würde
der Frau zu erhalten. Die Berichte betonen, dass
Mitleid für die Notlage der Frauen, die in Armut,
Prostitution und unterdrückenden Beziehungen
gefangen sind, nicht genügt. Brüder müssen den
Weg weisen in Richtung wirklicher Befähigung und
Kooperation, indem sie ihr persönliches Verhalten
gegenüber Frauen, mit denen sie in ihrem Alltagsleben
zu tun haben, einer grundlegenden Prüfung
unterziehen.
Der Bericht schließt mit zwei Geschichten von
ANTONIO EGIGUREN, der im St. Clare’s Hospiz für
Sterbende in Lamsai, Thailand, arbeitet. Eine
Geschichte erzählt von einer muslimischen Frau,
die von ihrem Ehemann, einem LKW-Fahrer, zu
Drogenkonsum und Prostitution in Bangkok
gezwungen wurde. Verlassen von ihrer Familie, liegt
sie allein an AIDS sterbend in Lamsai. Die andere
Geschichte berichtet von einer jungen Frau chinesischer
Herkunft, die auch einen LKW-Fahrer in
Bangkok heiratete und sich der Drogenabhängigkeit
und der wiederholten Untreue ihres Mannes
nicht bewusst war. Innerhalb eines Jahres starb ihr
einziger Sohn an AIDS, dem ihr Ehemann im Alter
von 31 Jahren folgte. Sie selbst hat nicht mehr lange
zu leben. Als sie über ihr Verhalten ihrem Mann
gegenüber befragt wurde, sagte sie: „Mir wurde
von meiner Mutter von Kindheit an beigebracht, zu
akzeptieren, dass Männer promiskuitiv und zu
schwach sind, ihre sexuellen Begierden zu beherrschen.
Ich entsprach diesen Weisungen und es verletzt
mich nicht zu erfahren, dass mein Ehemann
gerne zu anderen Mädchen ging.“
Franziskanerinnen und Franziskaner, Laien und
Ordensleute werden sich zunehmend bewusst, dass
die Erziehung der Schlüssel zur Veränderung solchen
Verhaltens ist, eine Erziehung, die oft in Gegensatz
zu vorherrschenden religiösen und kulturellen Über-
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