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Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM

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■ Individuelle <strong>und</strong> kollektive Menschenrechte<br />

wir abstraktes Theoretisieren über Natur o<strong>der</strong><br />

gemeinsame menschliche Würde überwinden wollen,<br />

sind wir verpflichtet, die Kluft zwischen Menschen<br />

hinsichtlich ihrer Bedürfnisse, Rechte <strong>und</strong><br />

Verantwortlichkeiten zu schließen. Wilhelm von<br />

Ockham führt diese Stoßrichtung fort. In seiner<br />

Sicht erschafft Gott Menschen <strong>und</strong> Dinge einzeln<br />

<strong>und</strong> verschieden in voller Freiheit. Die empirische<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Wirklichkeit in ihrer Unterschiedlichkeit<br />

bekommt Vorrang <strong>und</strong> bildet die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für ethisches Handeln mit seinem Licht<br />

<strong>und</strong> Schatten. Im Wi<strong>der</strong>stand gegen die Konzentration<br />

<strong>der</strong> Macht wurde Ockham <strong>der</strong> „Vater <strong>der</strong><br />

konziliaren Kirche“, <strong>der</strong> den Gläubigen <strong>und</strong> ihren<br />

Vertretern eine hörbare Stimme beim Aufbau <strong>des</strong><br />

Leibes Christi auf Erden gab.<br />

Für die Brü<strong>der</strong> ist Franziskus <strong>der</strong> Weg, das Evangelium<br />

zu leben, d.h. dem Herrn Jesus (zu folgen).<br />

Offene Solidarität mit allen, um alle zu retten,<br />

kennzeichnete das Leben Jesu. Er tat allen Gutes<br />

<strong>und</strong>, durch die Gnade Gottes, gab er sich in den<br />

Tod zugunsten aller Menschen (Mk 7,37; Hebr<br />

2,9). Von den Toten auferweckt begann er das große<br />

Werk <strong>der</strong> Unterordnung, durch die Mitarbeit <strong>der</strong><br />

gesamten Schöpfung. Wenn schließlich alles Christus<br />

unterworfen sein wird, wird sich Christus, <strong>der</strong><br />

einzige Sohn, Gott unterwerfen, <strong>und</strong> Gott wird<br />

alles in allem sein (Röm 8,18-25; 1 Kor 15,28).<br />

Innerhalb dieses weiten Panoramas von Liebe, Hingabe<br />

<strong>und</strong> Dienst findet die franziskanische Bewegung<br />

den Gr<strong>und</strong> ihrer Lebendigkeit <strong>und</strong> ihrer<br />

Arbeit. Es ist offensichtlich, dass die Brü<strong>der</strong> die<br />

Normen <strong>der</strong> zivilen Gesetze in <strong>Gerechtigkeit</strong><br />

beachten müssen, wenn an<strong>der</strong>e für die Bru<strong>der</strong>schaft<br />

arbeiten (GG.CC. 80,2). Es ist ebenso klar, dass das<br />

Kirchenrecht die Rechte <strong>der</strong> Gläubigen, Laien <strong>und</strong><br />

Kleriker <strong>und</strong> ihrer Vereinigungen regelt (CIC, §§<br />

208-329). Die leidende menschliche Welt ist jedoch<br />

viel größer als Orden <strong>und</strong> katholische Kirche.<br />

Franziskanische Sendung<br />

zur Arbeit für die Menschenrechte<br />

Als Diener Christi <strong>und</strong> Verwalter <strong>der</strong> Geheimnisse<br />

Gottes auf ihrer Reise durch die Welt arbeiten die<br />

Brü<strong>der</strong> daran, alle Dinge im Himmel <strong>und</strong> auf Erden<br />

durch Christus mit Gott zu versöhnen (1 Kor 4,1;<br />

110<br />

Eph 1,10; Kol 1,20). Durch Christus, den Weg,<br />

die Wahrheit <strong>und</strong> das Leben (Joh 14,6), wurde <strong>der</strong><br />

Stand <strong>des</strong> Menschen radikal verän<strong>der</strong>t. Aber <strong>der</strong><br />

Weg aus Unterdrückung zu neuer Freiheit, zu<br />

Friede <strong>und</strong> wahrer <strong>Gerechtigkeit</strong> ist auf die Hilfe<br />

<strong>der</strong>jenigen angewiesen, die in <strong>der</strong> Nachfolge ihres<br />

Meisters den Pilgernden auf ihrer Reise beistehen.<br />

Sie sind in beson<strong>der</strong>er Weise gerufen, den Armen,<br />

Bedürftigsten <strong>und</strong> Ausgegrenzten zu helfen, ihre<br />

Häupter zu erheben <strong>und</strong> ihre Würde zu erlangen,<br />

indem sie <strong>der</strong>en Rechte sichern. Trotz ihrer säkularen<br />

Ausformulierung schließen die Menschenrechte<br />

die <strong>Gerechtigkeit</strong> Gottes <strong>und</strong> die christliche Hoffnung<br />

ein <strong>und</strong> treffen damit <strong>der</strong>en gr<strong>und</strong>legende<br />

<strong>und</strong> überweltliche Bedeutung, d.h. die noch an den<br />

Leiden dieser Zeit stöhnende Schöpfung zu retten<br />

(Röm 8).<br />

Die Globalisierung <strong>der</strong> ökonomischen <strong>und</strong> politischen<br />

Macht, konzentriert in den Händen weniger<br />

Menschen, bildet eine beständige Quelle für Verletzungen<br />

<strong>der</strong> Menschenrechte gegen das Leben <strong>und</strong><br />

Wohlergehen <strong>der</strong> Mehrheit, die mehr <strong>und</strong> mehr<br />

gewalttätige Reaktionen hervorruft. Doch selbst<br />

reiche Län<strong>der</strong> beginnen, arme, ausgegrenzte,<br />

arbeitslose, drogenabhängige <strong>und</strong> junge Menschen<br />

ohne Zukunft zu entdecken. Der Prozentsatz ist<br />

unterschiedlich von Land zu Land, von Gegend zu<br />

Gegend. Eine Großstadt in Lateinamerika, eine<br />

frühere Kolonie in Afrika, ein muslimisches o<strong>der</strong><br />

ein buddhistisches Land haben ihre je eigenen<br />

menschlichen Probleme <strong>und</strong> bieten beson<strong>der</strong>e<br />

Lebensstile <strong>und</strong> eine evangeliumsgemäße Praxis für<br />

die Brü<strong>der</strong>, gemäß <strong>der</strong> Inspiration <strong>des</strong> Herrn.<br />

Weil die franziskanischen Gemeinschaften vor Ort<br />

leben, genügt es nicht, die Dokumente <strong>der</strong> UNO,<br />

<strong>der</strong> Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation usw. zu haben.<br />

Jede Gemeinschaft muss über die lokale Situation<br />

<strong>der</strong> Menschen nachdenken <strong>und</strong> die Bedingungen<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>des</strong> Handelns in ihrer Gegend<br />

studieren, um zu vermeiden, angesichts <strong>der</strong> globalen<br />

Statistiken in lähmen<strong>des</strong> Nichtstun zu verfallen.<br />

Deshalb beginnt Bewusstseinsarbeit dort, wo die<br />

Brü<strong>der</strong> als För<strong>der</strong>er sozialer <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Friedens</strong> inmitten <strong>der</strong> Armen, Unterdrückten <strong>und</strong><br />

Schwächsten leben <strong>und</strong> arbeiten. Frei von je<strong>der</strong><br />

Furcht <strong>und</strong> als <strong>Werkzeuge</strong> <strong>der</strong> Versöhnung sind die<br />

Brü<strong>der</strong> gerufen, für die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

zu arbeiten, die bis heute den Unterdrückten

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