Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM
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■ Min<strong>der</strong>sein, Option für die Armen <strong>und</strong> unsere Arbeit für den Frieden<br />
Min<strong>der</strong>sein,<br />
Option für die Armen<br />
<strong>und</strong> unsere Arbeit<br />
für den Frieden<br />
1. Bewusstwerdung<br />
Armut war immer schon Teil <strong>des</strong> franziskanischen<br />
Charisma. Franziskus selbst ruft häufig diese unsere<br />
Berufung mit den Worten in Erinnerung: „dass wir<br />
die Armut <strong>und</strong> Demut <strong>und</strong> das heilige Evangelium<br />
unseres Herrn Jesus Christus beobachten, wie wir<br />
fest versprochen haben“ (BReg 12,4). Das Verständnis<br />
<strong>und</strong> die Praxis <strong>des</strong> franziskanischen Lebens<br />
nach dem Evangelium haben sich jedoch mit <strong>der</strong><br />
Zeit verän<strong>der</strong>t. Angefangen von <strong>der</strong> päpstlichen<br />
Erklärung über die Beobachtung <strong>der</strong> Regel<br />
(QUO ELONGATI, 1230, von Gregor IX.) bis zu<br />
unseren vorkonziliaren Generalkonstitutionen, lag<br />
<strong>der</strong> Hauptakzent auf <strong>der</strong> buchstabengetreuen Erfüllung<br />
<strong>der</strong> Regel nach einer juristisch-moralischen<br />
Interpretation. Gr<strong>und</strong>sätzlich bestand Armut darin,<br />
kein Eigentum zu besitzen <strong>und</strong> nur begrenzt von<br />
Dingen Gebrauch zu machen, d.h. immer mit<br />
Erlaubnis <strong>des</strong> Provinzials o<strong>der</strong> <strong>des</strong> Guardians. Es<br />
gab eine Unterscheidung zwischen Gelübde <strong>und</strong><br />
Tugend, aber beide Aspekte hatten dieselbe Sichtweise:<br />
das Ordensleben als ein Weg <strong>der</strong> christlichen<br />
Vollkommenheit innerhalb eines objektiven,<br />
institutionellen Rahmens.<br />
Was geschah sogleich nach dem Zweiten Vatikanischen<br />
Konzil? Anfänglich glaubten wir, es sei nichts<br />
weiter zu tun, als einige Punkte <strong>der</strong> Regelbeobachtung<br />
neu anzupassen. Jetzt sind wir uns bewusst,<br />
dass <strong>der</strong> Orden einen schwierigen Prozess, eine radikale<br />
Neugeburt o<strong>der</strong> Neuschöpfung seiner eigenen<br />
Identität durchläuft.<br />
So wollen wir über MINDERSEIN reden:<br />
Es genügt nicht, die Vorschriften <strong>und</strong> Anregungen<br />
<strong>der</strong> Regel zu beobachten. Vielmehr geht es um die<br />
Frage <strong>der</strong> Option für die Armen.<br />
Strenge genügt nicht. Wir müssen einen Lebensstil<br />
entwickeln, <strong>der</strong> uns in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft<br />
zu „Min<strong>der</strong>en“ macht.<br />
Der Gebrauch von Dingen im Gehorsam gegenüber<br />
den Vorgesetzten genügt nicht. Vielmehr sind<br />
wir berufen, <strong>Gerechtigkeit</strong> zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Boten<br />
<strong>des</strong> <strong>Friedens</strong> zu sein.<br />
Es genügt nicht, nach <strong>der</strong> Vollkommenheit <strong>des</strong><br />
Armutsgelüb<strong>des</strong> Ausschau zu halten. Wir müssen<br />
einen Weg entdecken, die Seligpreisungen <strong>des</strong><br />
Gottesreiches heute in einer Welt <strong>der</strong> Konflikte, <strong>der</strong><br />
Ungerechtigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Säkularisierung zu leben.<br />
Zweifellos ist Min<strong>der</strong>sein eine geistliche Haltung,<br />
aber es ist auch eine Art, das Evangelium zu leben.<br />
Geschieht das wirklich?<br />
2. Analyse<br />
Es scheint, dass zwei Faktoren diese Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Sichtweise beeinflussen:<br />
A. Neues kirchliches Bewusstsein<br />
Wir können von einer neuen „Verschiebung“ <strong>der</strong><br />
evangelischen Akzente sprechen. Jede Epoche liest<br />
das Evangelium neu; heute setzt man folgende<br />
bedeutsamen Schwerpunkte:<br />
1. Die Heilsgeschichte ist Handeln Gottes zugunsten<br />
<strong>der</strong> Armen. Das Reich Gottes,<br />
die Gute Nachricht für die Verachteten.<br />
Messianische Bevorzugung <strong>und</strong> Optionen von<br />
seiten Jesu.<br />
2. Wenn dies Gottes Art <strong>des</strong> Handelns ist <strong>und</strong><br />
<strong>des</strong>halb auch die Sendung <strong>der</strong> Kirche in <strong>der</strong><br />
Nachfolge Jesu, was ist dann die Bedeutung<br />
<strong>des</strong> Ordenslebens heute? Besteht Nachfolge<br />
Christi, das Herzstück unserer Berufung – in<br />
einer persönlichen Beziehung; in <strong>der</strong> Übernahme<br />
<strong>der</strong> Haltungen Jesu <strong>und</strong> seiner Tugenden<br />
nach Art asketischer Übungen ohne Bezug zur<br />
Geschichte? – o<strong>der</strong> sind wir berufen, den Fußspuren<br />
Jesu, <strong>der</strong> Dynamik <strong>des</strong> Gottesreiches<br />
in den aktuellen Situationen unserer Welt zu<br />
folgen?<br />
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