Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM
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■ Frauen <strong>und</strong> die Charismen von Franziskus <strong>und</strong> Klara<br />
„Einige Männer sind tief betroffen, an<strong>der</strong>e jedoch<br />
akzeptieren nicht das Bedürfnis <strong>der</strong> Frauen nach<br />
Stärkung ihrer Position, weil sie fürchten, ihre Macht<br />
zu verlieren, beson<strong>der</strong>s in manchen Traditionen <strong>und</strong><br />
Kulturen.“ Das ist die Erfahrung von ROSE FERNAN-<br />
DO, <strong>der</strong> Koordinatorin für <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>und</strong> Frieden<br />
<strong>der</strong> FRANCISCAN MISSIONARIES OF MARY<br />
(FMM). Sie stammt aus Sri Lanka, dem ersten<br />
Land, das schon in den 50er Jahren eine Frau zur<br />
Premierministerin wählte. Rose verbringt viel Zeit<br />
auf Reisen, um Workshops zu Themen von <strong>Gerechtigkeit</strong><br />
<strong>und</strong> Frieden zu halten. Bekleidet mit ihrem<br />
knielangen grauen Habit <strong>und</strong> Schleier, ihre Hände<br />
zurückhaltend in ihrem Schoß gefaltet, entspricht sie<br />
nicht im entferntesten dem Stereotyp einer radikalen<br />
kirchlichen Feministin, die die Priesterweihe für<br />
Frauen for<strong>der</strong>n. Doch wenn sie zur För<strong>der</strong>ung von<br />
Frauen befragt wird, erzählen ihre Worte <strong>und</strong> ihr<br />
begeisterter Gesichtsausdruck eine ganz an<strong>der</strong>e<br />
Geschichte. Sie sagt: „Überall, wohin ich komme,<br />
sehe ich Frauen, die sich ihrer Situationen bewusster<br />
werden <strong>und</strong> sie mutig ansprechen, auch in solchen<br />
Kulturen, in denen Frauen bis heute in Schweigen<br />
gehalten wurden. Wohin ich auch gehe, bestehe ich<br />
sehr auf einer gemeinsamen Erziehung von Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen; dies ist wirklich <strong>der</strong> Schlüssel zur Verän<strong>der</strong>ung.“<br />
Und die Dinge än<strong>der</strong>n sich zum Besseren –<br />
wenn auch langsam – selbst innerhalb <strong>der</strong> Kirche, so<br />
Rose. Sie verweist auf das Beispiel einer 91 Jahre<br />
alten Schwester aus Australien, die jüngst begonnen<br />
hat, während <strong>der</strong> täglichen Psalmen <strong>und</strong> Gebete die<br />
inklusive Sprachform zu verwenden.<br />
Wenn sie zu ihrer Erfahrung <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
unter Brü<strong>der</strong>n, Schwestern <strong>und</strong> franziskanischen<br />
Laien auf internationaler Ebene gefragt wird, antwortete<br />
Rose: „Ich ging als ein Mitglied <strong>der</strong> Nichtregierungsorganisation<br />
FRANCISCANS INTERNATIO-<br />
NAL zur Weltfrauenkonferenz <strong>der</strong> UNO nach<br />
Peking <strong>und</strong> ich bin mir nicht sicher, wie viele<br />
Männer wirklich verstanden, was wir zu sagen versuchten<br />
– dass alles, was wir wünschen, eine Partnerschaft<br />
ist, in <strong>der</strong> Gesellschaft wie in <strong>der</strong> Kirche.“<br />
Ihre eigene persönliche Erfahrung <strong>der</strong> Lobbyarbeit<br />
auf dieser Ebene war sehr positiv, sowohl im September<br />
1995 in Peking als auch in Rom beim Gipfel<br />
<strong>der</strong> FAO über Hungerprobleme im November<br />
1996. FRANCISCANS INTERNATIONAL ist eine neue<br />
<strong>und</strong> konkrete Einsatzmöglichkeit, zusammen an<br />
gemeinsamen Themen zu arbeiten.<br />
Dänemark ist ein Land, in dem diese Art Kooperation<br />
auch auf nationaler Ebene geschieht, so MARI-<br />
ANNE POWELL, Koordinatorin für <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>und</strong><br />
Frieden für den Internationalen Rat <strong>der</strong> Franziskanischen<br />
Gemeinschaft (FG). Als ehemalige Universitätsprofessorin<br />
für Englisch arbeitet sie jetzt im<br />
Bereich Erziehung für die Diözese Kopenhagen, <strong>der</strong><br />
einzigen katholischen Diözese in Dänemark. Die<br />
kleine katholische Bevölkerungsgruppe wie <strong>der</strong><br />
Mangel an Priestern sind aus ihrer Sicht <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>,<br />
warum Laien, Frauen <strong>und</strong> Männer, in diesem Teil<br />
<strong>der</strong> Welt gelernt haben, so gut zusammenzuarbeiten.<br />
Sie selbst war am Aufbau <strong>der</strong> Franziskanischen<br />
Gemeinschaft in Dänemark in den frühen 80er Jahren<br />
beteiligt. In den 15 Jahren seither sind sieben<br />
Gemeinschaften mit über 50 Mitglie<strong>der</strong>n entstanden;<br />
doch ihre kleine Zahl erfor<strong>der</strong>t eine Zusammenarbeit<br />
mit Ordensleuten, wenn sie wirkungsvoll<br />
arbeiten wollen. Auf internationaler Ebene half sie<br />
mit, einen Überblick über die FG in an<strong>der</strong>en Teilen<br />
<strong>der</strong> Welt zusammenzutragen. „Die Erkenntnisse<br />
waren unterschiedlich; in einigen Län<strong>der</strong>n sind die<br />
Laien gut mit ihren franziskanischen Brü<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />
Schwestern organisiert. In an<strong>der</strong>en gibt es keine<br />
offiziellen Strukturen, aber Franziskaner arbeiten in<br />
Gremien diözesaner Kommissionen für <strong>Gerechtigkeit</strong><br />
<strong>und</strong> Frieden zusammen. Meine Rolle besteht<br />
darin, ein größeres Bewusstsein unter diesen Gruppen<br />
zu wecken für Themen, in denen sie kooperieren<br />
können.“ Auf dem Feld von <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>und</strong><br />
Frieden, meint sie, biete sich die Zusammenarbeit<br />
natürlich an, doch sie gesteht: „Diese Sicht wird von<br />
vielen Männern <strong>und</strong> Frauen in einem Großteil <strong>der</strong><br />
Entwicklungslän<strong>der</strong> noch lange nicht geteilt.“<br />
Der ehemalige Bru<strong>der</strong> KENGO KOBAYASHI war in<br />
Japan als Unterstützer <strong>der</strong> Frauenrechte bekannt,<br />
im Beson<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Rechte <strong>der</strong> dort am stärksten<br />
benachteiligten Frauen, <strong>der</strong> Immigrantinnen. Viele<br />
tausend Frauen verlassen je<strong>des</strong> Jahr die Philippinen<br />
<strong>und</strong> kommen nach Japan auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
Arbeit, die sie in die Lage versetzen könnte, ihre um<br />
ihre Existenz kämpfenden Familien zu Hause zu<br />
unterstützen. Einige werden in das Unterhaltungsgeschäft<br />
gezogen, an<strong>der</strong>e als Ehefrauen an wohlhabende<br />
Japaner verkauft, an<strong>der</strong>e arbeiten als Haushaltshilfen,<br />
aber alle laufen Gefahr, durch skrupellose<br />
Unternehmer o<strong>der</strong> „Besitzer“ ausgebeutet zu<br />
werden. Als Vorsitzenden <strong>des</strong> Yokohama Solidaritätszentrums<br />
für Migranten kann man Kengo<br />
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