Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM
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■ Leben<br />
Perfektionismus<br />
Diese Sicht <strong>des</strong> Lebens legt großes Gewicht auf den<br />
Wert <strong>des</strong> Lebens, insofern es keine Hin<strong>der</strong>nisse <strong>und</strong><br />
Rückschläge für Erfolg, Popularität <strong>und</strong> Autonomie<br />
hat. Konfrontiert mit den Unvollkommenheiten<br />
<strong>der</strong> menschlichen Existenz kann diese Weltsicht<br />
nicht mehr die gr<strong>und</strong>legende Güte <strong>und</strong> Würde <strong>der</strong><br />
geschaffenen Ordnung akzeptieren. So werden<br />
Schwäche <strong>und</strong> Krankheit angesehen, als würden sie<br />
Menschen ihrer Würde berauben, ihre Rolle im<br />
sozialen Leben an den Rand drängen, sie unserer<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Bedeutung unwürdig machen.<br />
Die Behandlung eines Kranken, beson<strong>der</strong>s eines<br />
Sterbenden, spiegelt oft das Unbehagen wi<strong>der</strong>, das<br />
Menschen spüren, wenn sie mit dem Schwinden<br />
von Kraft <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit konfrontiert sind. Bewegungen<br />
in vielen Gesellschaften für einen vom Arzt<br />
begleiteten Suizid o<strong>der</strong> für eine Gesetzgebung <strong>des</strong><br />
Rechts auf den eigenen Tod können ein Spiegelbild<br />
<strong>der</strong> Unfähigkeit sein, ein Leben zu unterstützen, das<br />
es trotz Schmerz <strong>und</strong> Leid wert ist, gelebt zu werden.<br />
Im Bewusstsein mancher Menschen ist Leben<br />
nur dann lebenswert, wenn eine(r) die Kontrolle<br />
über ihren (seinen) Körper hat <strong>und</strong> keine physischen<br />
Begrenzungen erfährt.<br />
Die Bedeutung <strong>des</strong> Ansehens führt in mo<strong>der</strong>nen<br />
Kulturen oft zu übertriebenen Ausgaben <strong>und</strong><br />
Anstrengungen, um physische Schönheit zu erreichen<br />
<strong>und</strong> zu erhalten. Wir verbannen jene, die<br />
beeinträchtigt <strong>und</strong> nicht ansprechend sind, an die<br />
Rän<strong>der</strong> unseres Lebens; es kann viel leichter sein,<br />
Menschen behilflich zu sein, die dem kulturellen<br />
Standard von Schönheit <strong>und</strong> Attraktivität entsprechen.<br />
Oft sind junge Menschen vom Traum gefangen,<br />
zeitlose Schönheit erreichen zu können, <strong>und</strong><br />
tendieren dazu, an<strong>der</strong>e (vor allem <strong>der</strong> gleichen<br />
Gruppe) allein auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong> physischen<br />
Aussehens zu bewerten. Hinsichtlich <strong>der</strong> Natur<br />
besteht die Versuchung einer „Disney-fikation“ <strong>der</strong><br />
Umwelt. Diese besteht in dem hartnäckigen Drang,<br />
die Natur „nett“ zu machen, indem man sie von<br />
allem befreit, was für einen urbanen Touristen nicht<br />
harmonisch, gefällig <strong>und</strong> bequem ist. Viele arme<br />
Nationen versuchen, ausländischen Besuchern zu<br />
gefallen, indem sie Elemente ihrer natürlichen<br />
Umwelt entfernen o<strong>der</strong> umgestalten, die Außenstehende<br />
nicht anziehen. Insekten, wilde Tiere,<br />
steile Hügel <strong>und</strong> Berge, wechselnde Küstenverläufe,<br />
einheimisches Brauchtum <strong>und</strong> ebensolche Ernährungsweise<br />
kann alles dem Ziel einer vom Menschen<br />
auferlegten Homogenität geopfert werden,<br />
die Erholung suchenden Reisenden vertraut <strong>und</strong><br />
bequem ist.<br />
Ein moralischer Perfektionismus kann uns davon<br />
abhalten, jene zu achten <strong>und</strong> zu lieben, die Süchten<br />
verfallen sind, einen problematischen Lebensstil<br />
angenommen o<strong>der</strong> schlimme Taten vollbracht<br />
haben. Es ist leicht, Beurteilung von Verhalten in<br />
Verurteilung von Personen zu verwandeln. Solche<br />
Verurteilungen können dann dahingehend ausgedehnt<br />
werden, Verurteilten die Rechte abzusprechen,<br />
z.B. durch ungerechte Verhaftung, Unterdrückung<br />
<strong>und</strong> Ausgrenzung, Folter <strong>und</strong> To<strong>des</strong>strafe.<br />
In all unserem Umgang mit Personen, selbst mit<br />
denen, die nicht bereit sind, Umkehr zu suchen,<br />
müssen wir die Maxime beherzigen, die Sünde zu<br />
hassen, aber niemals den Sün<strong>der</strong>.<br />
Franziskaner, die sich ihrer eigenen Gebrechlichkeit<br />
<strong>und</strong> Schwäche bewusst sind <strong>und</strong> dennoch wissen,<br />
dass sie von Gott geliebt sind, müssen bereit sein,<br />
ihre Liebe auf alles Leben auszudehnen, auch wenn<br />
es ihnen in solchen Formen begegnet, die die unerfüllte<br />
Verheißung <strong>und</strong> Hoffnung darstellen, die<br />
Gott erst in Zukunft zur Vollendung zu bringen<br />
verspricht.<br />
Rationales Nutzendenken<br />
In einer Zeit außerordentlicher, wissenschaftlicher<br />
Leistungen, in <strong>der</strong> W<strong>und</strong>erwerke <strong>der</strong> Technik auf<br />
den verschiedensten Fel<strong>der</strong>n vollbracht wurden,<br />
besteht das Risiko, dass eine Denkweise, die für eine<br />
Dimension <strong>des</strong> Lebens angemessen war, auf an<strong>der</strong>e<br />
Fel<strong>der</strong> ausgedehnt wird, für die sie weniger geeignet<br />
ist. Es gibt einen legitimen Sinn, in dem Elemente<br />
<strong>der</strong> geschaffenen Ordnung als Mittel verwendet<br />
werden, um ein höheres Gut zu erreichen. Aber<br />
wenn wir an<strong>der</strong>es nur aus <strong>der</strong> Perspektive betrachten,<br />
wie es unseren Zwecken dienlich ist, dann können<br />
wir Reichtum <strong>und</strong> Schönheit <strong>der</strong> Menschen<br />
<strong>und</strong> Dinge in sich selbst nicht begreifen.<br />
Eine beständige Gefahr im moralischen Leben liegt<br />
darin, dass wir uns selbst in die Mitte <strong>der</strong> Existenz<br />
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