Werkzeuge des Friedens und der Gerechtigkeit - OFM
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■ Ökumenischer, interreligiöser <strong>und</strong> interkultureller Dialog<br />
Ökumenischer,<br />
interreligiöser<br />
<strong>und</strong> interkultureller<br />
Dialog<br />
§ 1 Der ökumenische Geist muss überall geför<strong>der</strong>t werden,<br />
<strong>und</strong> wenn die Verhältnisse es erlauben, sollen<br />
Wege <strong>und</strong> Mittel <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit allen an<strong>der</strong>en<br />
Christen gesucht werden ...<br />
§ 2 In Fre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Ehrerbietung sollen die<br />
Brü<strong>der</strong> unter den Gläubigen an<strong>der</strong>er Religionen präsent<br />
sein <strong>und</strong> mit ihnen zusammen am Aufbau <strong>des</strong><br />
Volkes arbeiten, das Gott für sich geschaffen hat.<br />
<strong>OFM</strong> Generalkonstitutionen, Artikel 95,1-2<br />
Aus dem Leben <strong>des</strong> Franziskus …<br />
Es kann vermutlich auf kein besseres Beispiel für<br />
Franziskus als Mann <strong>des</strong> Dialogs verwiesen werden,<br />
als auf die extrem positive Antwort <strong>der</strong> religiösen<br />
Führer <strong>der</strong> Welt auf die Einladung Papst Johannes<br />
Paul II., am 27. Oktober 1986 nach Assisi zu kommen,<br />
um für den Frieden zu beten. Die Demut <strong>und</strong><br />
Ehrerbietung, die Franziskus gegenüber je<strong>der</strong><br />
Person zeigte, sind Schlüsselfaktoren für jeglichen<br />
Dialog, sei er sozial, politisch o<strong>der</strong> religiös.<br />
Als Franziskus seinen ersten Brü<strong>der</strong>n erzählte, dass<br />
bald Franzosen, Spanier, Deutsche <strong>und</strong> Englän<strong>der</strong><br />
unter ihnen sein würden (1 Cel 27), bereitete er sie<br />
auf die Notwendigkeit <strong>des</strong> Dialogs vor! Wenn sich<br />
die ersten Brü<strong>der</strong> auf Kapitel trafen, dann führten<br />
sie einen Dialog über das, was Gott bereits durch sie<br />
gewirkt hatte, <strong>und</strong> über das neue Werk, das Gott<br />
wohl durch sie wirken wollte. So brachen die Brü<strong>der</strong><br />
nach Deutschland auf – zweimal (Jordan von<br />
Giano, NACH DEUTSCHLAND UND ENGLAND, 5 <strong>und</strong><br />
17). Das Erlernen <strong>der</strong> fremden Sprache war eine<br />
Voraussetzung für einen wirkungsvollen Dialog!<br />
An einer Stelle rühmt Celano die Einheit <strong>der</strong> Seelen<br />
<strong>und</strong> die Harmonie <strong>des</strong> Verhaltens <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> (1 Cel<br />
46). Franziskus zeigte einen Geist <strong>des</strong> Dialogs<br />
während seines Besuches beim Sultan Melek-el-<br />
Kamel (1 Cel 57). Jene, die unter die Ungläubigen<br />
gehen, haben zwei Optionen: a) Zank <strong>und</strong> Streit<br />
vermeiden <strong>und</strong> je<strong>der</strong> menschlichen Kreatur um<br />
Gottes Willen untertan sein, o<strong>der</strong> b) das Wort Gottes<br />
offen verkünden (NbReg 16). Jene, die Streit vermeiden<br />
<strong>und</strong> anständig handeln (BReg 3), haben die<br />
Chance, dialogfähig zu sein. Die Demut <strong>des</strong> Franziskus<br />
hat bewirkt, dass ein großer Baum [Papst Innozenz<br />
III.] sich nie<strong>der</strong>beugte <strong>und</strong> einen kleinen Baum<br />
emporhob [Franziskus, als er den Papst bat, die<br />
Lebensweise <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>schaft zu bestätigen] (Drei-<br />
Gef 53). Wenn Franziskus predigte, „redete er mit<br />
gleichem Freimut zu groß <strong>und</strong> klein. … Je<strong>des</strong> Alter<br />
<strong>und</strong> Geschlecht waren begierig, den neuen Menschen,<br />
den <strong>der</strong> Himmel gesandt hatte, zu sehen <strong>und</strong><br />
zu hören“ (LegMai XII,8). Franziskus sagte den Brü<strong>der</strong>n,<br />
dass die Menschen für ihre Bedürfnisse aufkommen<br />
würden, solange sie ihnen ein gutes Beispiel<br />
gäben. Wenn die Brü<strong>der</strong> es unterließen, ein solches<br />
Beispiel zu geben, würde <strong>der</strong> Vertrag gebrochen<br />
(2 Cel 70). Der „Dialog <strong>des</strong> Lebens“ geht weiter!<br />
Reflexion<br />
Einführung<br />
Können wir an einen Dialog zwischen den Religionen<br />
glauben, im Blick auf das, was 1994 im Nahen<br />
Osten, in Osteuropa <strong>und</strong> in vielen an<strong>der</strong>en Teilen<br />
<strong>des</strong> Planeten geschah? Doch <strong>der</strong> Dialog besteht<br />
bereits, diskret, geduldig <strong>und</strong> vertrauensvoll,<br />
zwischen den offiziellen Vertretern <strong>der</strong> Religionen.<br />
Zwei gemeinsame Punkte verbinden sie: eine verständnisvolle<br />
Neugierde <strong>und</strong> das heilige Versprechen,<br />
keine Proselytenmacherei zu betreiben.<br />
Die nichtchristlichen Religionen haben nicht leicht<br />
Interesse an diesem Dialog gezeigt: jede von ihnen<br />
glaubt, dass sie den „wahren Gott“ besitzt, gut<br />
inkulturiert. Was kann man von an<strong>der</strong>en lernen<br />
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